Wegen Drogenhandels:Indonesien richtet trotz Gnadenappellen fünf Ausländer hin

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  • Wegen Drogenhandels lässt die indonesische Regierung einen Brasilianer, einen Niederländer, einen Nigerianer, einen Malawi, eine Vietnamesin und eine Indonesierin exekutieren.
  • Amnesty International sowie die niederländische und die brasilianische Regierung verurteilen die Hinrichtungen scharf.
  • Der niederländische König Willem-Alexander hatte vorher um Gnade für seinen Landsmann gebeten.

Erschießungskommando um kurz nach Mitternacht

Trotz internationaler Gnadenappelle sind in Indonesien fünf Ausländer wegen Drogenhandels hingerichtet worden. Kurz nach Mitternacht wurden ein Brasilianer, ein Niederländer, ein Nigerianer und ein Malawi gemeinsam mit einer Indonesierin auf der Gefängnisinsel Nusakambangan im Zentrum Javas von einem Erschießungskommando getötet, wie die staatliche Nachrichtenagentur Antara berichtete.

Eine Vietnamesin wurde im Gefängnis Boyolali, ebenfalls in Zentraljava, hingerichtet, auch dort von einem Erschießungskommando. Die Exekutionen waren die ersten seit dem Amtsantritt von Präsident Joko Widodo im Oktober.

Niederlande, Brasilien und Amnesty International verurteilen Indonesien

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International protestierte gegen die Vollstreckung. "Dies ist ein schwerer Rückschlag und ein sehr trauriger Tag. Die neue Regierung ist angetreten mit dem Versprechen, die Menschenrechte zu einer Priorität zu machen. Aber die Hinrichtung von sechs Menschen schlägt solchen Verpflichtungen ins Gesicht", sagte Rupert Abbott, Amnestys Chefermittler für Südostasien und den Pazifik.

Der niederländische König Willem-Alexander hatte Widodo vergeblich um Gnade für seinen Landsmann gebeten. Die niederländische Regierung verurteilte die Hinrichtung scharf. "Es ist zutiefst traurig, dass er und fünf weitere getötet wurden", erklärte Außenminister Bert Koenders. Politiker aller Parteien reagierten mit Abscheu.

Auch Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff äußerte sich entsetzt über die Hinrichtung des brasilianischen Dealers. "Die Vollstreckung der Todesstrafe, die die Weltgemeinschaft immer stärker ablehnt, hat schwere Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen unseren Ländern", sagte sie und beorderte Brasiliens Botschafter in Jakarta für Konsultationen nach Hause. Auch Rousseff hatte am Freitag noch in einem Telefonat mit Widodo um eine Aussetzung der Exekution aus humanitären Gründen gebeten.

Indonesien hofft auf den Abschreckungseffekt

Indonesiens Generalstaatsanwalt Muhammad Prasetyo hatte die Härte mit dem gewünschten Abschreckungseffekt begründet. "Es gibt keine Gnade für Drogenhändler. Wir hoffen, dass unsere feste Haltung einen vorbeugenden Effekt haben und Drogenhändler abschrecken wird", hatte er am Donnerstag gesagt. Auch zwei Australier könnten in Indonesien wegen Drogenhandels in diesem Jahr hingerichtet werden.

© Süddeutsche.de/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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