Wetter - Jüterbog:Waldbrand: "Müssen versuchen, vor dem Berg zu bleiben"

Wetter - Jüterbog: Bundeswehrsoldaten stehen an der Koordinierungsstelle für den Waldbrand im Landkreis Teltow-Fläming. Foto: Christian Pörschmann/dpa
Bundeswehrsoldaten stehen an der Koordinierungsstelle für den Waldbrand im Landkreis Teltow-Fläming. Foto: Christian Pörschmann/dpa (Foto: dpa)

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Jüterbog (dpa/bb) - Die Lage im Waldbrandgebiet bei Jüterbog südlich von Berlin bleibt angespannt. Einsatzkräfte versuchten am Samstag weiter, das Feuer auf dem munitionsbelasteten ehemaligen Truppenübungsplatz einzugrenzen. Löscharbeiten wurden auch aus der Luft fortgesetzt. Seit dem Mittag unterstützte die Bundeswehr mit zwei Hubschraubern die Feuerwehrleute am Boden. Auch ein Hubschrauber der Bundespolizei kam zum Einsatz. Am Abend wurde eine Brandwache für die Nacht eingerichtet, die Hubschrauber wurden zunächst abgezogen und sollten am Sonntagmorgen wieder zum Einsatz kommen, wie die Einsatzleitung auf Nachfrage mitteilte. Für die Nacht werde zunächst keine Verschärfung der Situation erwartet, hieß es weiter. Am Sonntagmorgen solle die Situation vor Ort, auch mit Hilfe einer Drohne, neu bewertet werden.

Die Löscharbeiten konzentrieren sich insbesondere auf die Umgebung der Ortschaft Altes Lager in der Gemeinde Niedergörsdorf im Kreis Teltow-Fläming. Gewitter brachte etwas Regen, aber laut Einsatzleitung keine Entspannung der Situation.

Starker Wind hatte die Flammen in den vergangenen Tagen immer wieder angefacht. Die Brandfläche von 718 Hektar hat sich nach Angaben des Sprechers der Einsatzleitung, Silvio Ramlow, seit der vergangenen Nacht aber nicht weiter ausgebreitet. Zur Brandfläche gehören verbrannte Areale wie auch aktuell brennende Gebiete. 10 Hektar in einem Gebiet Richtung Frankenförde sind neu hinzugekommen.

Die Feuerwehrleute können wegen der Munitionsbelastung in bestimmten Bereichen nur von speziell geschaffenen Wegen aus den Brand löschen. Diese werden dauernd bewässert. Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz besteht Explosionsgefahr. Nordöstlich und südwestlich des Areals würden zwei munitionsbelastete Stellen engmaschig kontrolliert, erklärte der Sprecher der Einsatzleitung. "Momentan gibt es keine Explosionen." Ortschaften seien nach wie vor nicht bedroht.

"Wir haben gegenwärtig kein Brandgeschehen, was uns Anlass zur Sorge gibt", sagte Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) der dpa. Die Entscheidung für die Anforderung von Unterstützung aus der Luft sei richtig gewesen, denn so hätten die Einsatzkräfte eine Gefahrenlage in der Gemeinde Niedergörsdorf in den Griff bekommen. Doch die Bedingungen seien mit Blick auf die Wetterlage weiter äußerst schwierig. Prognostizierte Gewitter mit starkem Wind, ohne Regen, könnten das Feuer anfachen, warnte Wehlan.

Seit elf Tagen brennt es auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz. Am Freitag hatte mit Ausrufung der Großschadenslage der Landkreis die Einsatzleitung übernommen. Damit ist es möglich, Einsatzkräfte aus anderen Gebieten um Unterstützung zu bitten, weil eigene Kräfte die Lage allein nicht bewältigen können. Zuvor hatte die Stadt Jüterbog den Einsatz geleitet.

Allein an der Anzahl der Löschflüge der Bundespolizei wird das Ausmaß des Brandes bei Jüterbog sichtbar. Ihren Angaben nach wurden am Freitag rund 80.000 Liter Löschwasser abgeworfen bei 44 Anflügen. Seit Anfang Juni waren es rund 362.000 Liter Wasser, um vor Ort zu unterstützen.

"Jetzt sind wir in Flächen gekommen, die bislang noch nicht gebrannt haben und bisher verschont geblieben sind", warnte der Waldbrandschutzbeauftragte des Landes, Raimund Engel am Samstag. Die Feuerwehrleute versuchten, die Flammen an den gebauten Schneisen einzugrenzen. Engel schloss nicht aus, dass sich das Feuer wegen hoher Temperaturen und des Windes noch ausbreiten könnte.

In ganz Brandenburg ist derzeit die Gefahr von Waldbränden groß. Nach Angaben des Umweltministeriums galt am Samstag in den Kreisen Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz und Uckermark die höchste Gefahrenstufe 5, in den übrigen Landkreisen die zweithöchste Stufe 4. Der Waldbrandschutzbeauftragte sieht auch für die kommende Woche eine hohe Gefahr, denn die Prognosen des Deutschen Wetterdienstes gingen von Trockenheit und kaum Niederschlag aus.

Seit Beginn der Waldbrandsaison loderten Engel zufolge bereits 130 Feuer - gegenüber der Bilanz vom Mai mit 57 Bränden ein sprunghafter Anstieg. Die Saison beginnt im März und dauert bis September. "Wir müssen an kleine Brände ran, dass sie nicht groß werden. Waldbrandfrüherkennung ist das A und O", betonte er.

Zwei Waldbrandzentralen in Brandenburg überwachen das Geschehen ab Gefahrenstufe 3. Neben Zossen im Süden gibt es den Standort Eberswalde (Barnim). Mehr als 100 Sensoren sollen frühzeitig Rauchentwicklung erkennen.

Der Kreis Teltow-Fläming hat durch die Brände der vergangenen Jahre Erfahrungen gesammelt - etwa durch das Großfeuer 2019 auf dem Areal bei Jüterbog. Auch damals loderte das Feuer auf einer ähnlich großen Fläche von 744 Hektar. Mit allen Akteuren sei danach ein Waldbrandschutzkonzept erarbeitet worden, berichtete die Landrätin. Unter anderem wurden neue Löschwasserbrunnen gebaut und ertüchtigt, Waldbrandschneisen gepflegt, neue Technik angeschafft. Man habe gelernt, dass man nicht zu spät reagieren dürfe, so Wehlan. "Wir müssen immer versuchen vor dem Berg zu bleiben."

© dpa-infocom, dpa:230609-99-03223/7

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: