Waldbrände in den USA:Gaffer behindern mit Hobby-Drohnen die Feuerwehr

ATTENTION EDITORS - REUTERS PICTURE HIGHLIGHT

Aus der Vogelperspektive besonders spektakulär: Neben TV-Hubschraubern waren auch fünf Drohnen-Piloten rund um den Freeway unterwegs.

(Foto: NBCLA/Reuters)
  • Bei einem Brand in Kalifornien musste die Feuerwehr jüngst ihre Löschflüge für 20 Minuten unterbrechen, weil fünf Drohnen unterwegs waren.
  • Die Drohnen sind mit Kameras ausgestattet und gehören Privalteuten, die Jagd machen auf "Katastrophen-Pornos".
  • In Großbritannien ist ein Airbus beim Landesanflug beinahe mit einer Drohne zusammengestoßen.

Von Martin Zips

Die Luftaufnahme war spektakulär: Das Freeway-Inferno auf dem Interstate-Highway 15 zwischen Los Angeles und Las Vegas, aus der Vogelperspektive betrachtet. In Windeseile hatte ein Buschfeuer Funken auf den Asphalt geweht, zwei Dutzend Autos, Lastwagen und Bootsanhänger gingen in Flammen auf. Gerade noch rechtzeitig hatten die Insassen ihre Vehikel verlassen können.

In kürzester Zeit schaffte es dieses Luftbild zum "picture highlight" einer Nachrichtenagentur, zur Foto-Empfehlung des Tages. Ob es aus einem Hubschrauber oder von einer privaten Kameradrohne aus aufgenommen wurde, das interessierte nur Spezialisten. Angeblich stammt es vom "News-Helicopter" eines TV-Senders. Oder doch von einer Hobby-Drohne?

Auf der Jagd nach "Katastrophen-Pornos"

Wären die Drohnen nicht gewesen, so wären die Autos womöglich noch intakt. Immer wieder hatte die kalifornische Feuerwehr in den vergangenen Wochen ihre Einsätze unterbrechen müssen, weil sie von privaten Kamera-Fliegern gestört wurde. Rund um die Interstate 15 zählte die Feuerwehr gleich fünf solcher Drohnen - auf der Jagd nach "Katastrophen-Pornos", wie es Zyniker nennen.

Für mehr als 20 Minuten mussten die Brandbekämpfer ihre Löschflüge einstellen, wichtige Zeit ging verloren. "Wenn uns so ein Ding in die Turbinen oder die Propeller fliegt, ist ein Absturz programmiert", erklärte ein Feuerwehrmann später der New York Times. In weiteren US-Medien klagten Piloten, dass sich Drohnen-Lenker mittlerweile wie "Tornado-Jäger" aufführten: immer auf der Suche nach dem größten Kick. Nur, dass ihr Kick andere gefährde.

Die Bekämpfung von Wald- und Buschbränden erfordert von Piloten schnelle Wendemanöver und abrupte Steig- und Sinkflüge. Besonders gefährlich ist der Moment, in dem das Flugzeug auf einen Schlag Löschmittel, also auch Gewicht, verliert. Wenn da noch eine Drohne dem Piloten ins Gehege kommt, ist das Unglück unausweichlich. Mit 50 Flugzeugen und Hubschraubern betreibt Kalifornien die weltweit größte Löschflotte.

Beinahe-Zusammenstoß mit Airbus

Theoretisch sieht die US-Luftfahrtbehörde für "unverantwortliche Drohnenflüge" Strafen von bis zu 25 000 Dollar vor - bisher beließ sie es jedoch nur bei Ermahnungen und einer auf Freiwilligkeit basierenden Kampagne ("Was du wissen solltest, bevor du fliegst"). Durch diese sollen Hobbypiloten zum Beispiel über die erlaubte Flughöhe informiert werden (nicht mehr als 120 Meter).

Doch wegen der Häufung gefährlicher Vorfälle in den vergangenen Wochen wollen jetzt einige kalifornische Abgeordnete die entsprechenden Gesetze verschärfen. Den Drohnen-Fliegern würden dann saftige Strafen drohen. Außerdem könnte eine Registrierungspflicht und eine Art Nummernschild für Drohnen eingeführt werden.

Air tankers make drops at the North Fire near Phelan

Löschflugzeug bei Phelan in Kalifornien.

(Foto: REUTERS)

In Deutschland sind Drohnen von fünf Kilogramm an bereits genehmigungspflichtig. Derweil mühen sich US-Hobbyflieger-Clubs, die etwas angeheizte Stimmung abzukühlen. Idioten, so lautet ihr Argument, gäbe es in jedem Verein. Glücklicherweise seien sie Einzelfälle.

Auf dem Radar unsichtbar

Doch sind sie das wirklich? Vor einem halben Jahr erst hatte ein Untersuchungsbericht der britischen Luftaufsichtsbehörde den Beinahe-Zusammenstoß eines Airbus A320 mit einer - auf dem Radar unsichtbaren - Drohne während des Landeanflugs bekannt gemacht. Die kalifornischen Feuerflieger dürfte auch diese Geschichte kaum beruhigen.

Fast zur selben Zeit, als es auf dem Highway brannte, erhielten übrigens die Patienten eines abgelegenen Krankenhauses im US-Bundesstaat Virginia neue Medikamente. Sie kamen mit der ersten regulären Drohnen-Zustellung in der Geschichte der USA. Die Geschichte dieses Geräts hat gerade erst begonnen.

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