Waldbrände in Brandenburg:Explodierende Altlasten erschweren die Löscharbeit

  • Brandenburg hat seit Tagen mit Waldbränden zu kämpfen; die Einwohner von Fichtenwalde hätten beinahe evakuiert werden müssen.
  • Mittlerweile ist das Feuer dort wieder unter Kontrolle, Probleme bereitet die Weltkriegsmunition, die in den Gebieten noch liegt.
  • Wegen der Explosionsgefahr kann die Feuerwehr in manche Regionen nicht vordringen.

Von Hannah Beitzer, Berlin

Eine Ortschaft entgeht knapp einer Katastrophe, stundenlang stehen Autofahrer im Stau: Bereits seit Tagen hat Brandenburg mit Waldbränden zu kämpfen. In der Nähe der brandenburgischen Ortschaft Fichtenwalde am Autobahndreieck Potsdam haben am Donnerstag und Freitag 50 Hektar Wald gebrannt. Ein Großaufgebot der Feuerwehr konnte in der Nacht zu Freitag gerade noch verhindern, dass die Einwohner von Fichtenwalde ihre Häuser verlassen mussten. Bis zu 200 Feuerwehrleute waren dort die ganze Nacht im Einsatz. Am Freitag dann war der Brand zwar unter Kontrolle, aber noch nicht gelöscht. Schwierigkeiten machen den Einsatzkräften Blindgänger und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg, die auf dem Gelände explodierten. Wegen der Löscharbeiten waren die A 9 Richtung Leipzig und der Berliner Ring teilweise gesperrt, es bildeten sich lange Staus.

Auch auf einem ehemaligen DDR-Truppenübungsplatz in Jüterbog in Landkreis Teltow-Fläming wütet ein Großbrand, hier spricht Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel von 200 Hektar betroffener Fläche. Weil auf dem Gelände noch Munition in der Erde liegt, kann die Feuerwehr es nicht betreten. "Das wäre einfach zu gefährlich", sagt Engel. Dass Waldbrände durch übrig gebliebene Munition verstärkt werden, sei in Brandenburg keine Seltenheit: "Berlin war immer ein umkämpftes Gebiet, das sind Altlasten, mit denen wir leben müssen". Mit den beiden aktuellen Brandherden geht die Feuerwehr unterschiedlich um.

Auch ein Löschpanzer ist im Einsatz

Um den Truppenübungsplatz in Jüterbog herum habe der Waldbesitzer Brandschutzstreifen eingerichtet, sagt Engel: "Das sind 50 Meter breite Schneisen, in denen nichts wächst, so dass das Feuer nicht übergreifen kann." Die Feuerwehr hält das Feuer hier vom Rand aus in Schach, seit Freitagmorgen ist auch ein Löschhubschrauber im Einsatz. Anders ist die Situation am Autobahnkreuz Potsdam, wo das Feuer gefährlich nah an die Ortschaft Fichtenwalde heranrückte. "Auch hier können die Feuerwehrleute nicht in die Fläche hinein", so der Experte. Jedoch gehe die Feuerwehr mit "allen Kräften und Mitteln" gegen den Brand vor. Die Einsatzkräfte haben rund um das Brandgebiet einen Teppich aus Schaum gelegt, Hubschrauber löschen bereits seit längerem aus der Luft und auf dem Gelände ist ein Löschpanzer eines privaten Dienstleisters im Einsatz.

Selten sind solche Waldbrände nicht in Brandenburg, sagt Engel. Der trockene und sandige Boden, die Monokultur aus Kiefern, das kontinentale Klima und eben liegen gebliebene Munition und Blindgänger hätten in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder große Feuer begünstigt. "Das war schon zu DDR-Zeiten so." Seit 2002 ist deswegen in Brandenburg flächendeckend ein sensorgestütztes Früherkennungssystem im Einsatz.

Auch das Nachbarbundesland Mecklenburg-Vorpommern hat inzwischen einige Wälder wegen der hohen Brandgefahr gesperrt. Und die Feuerwehr im Sauerland kämpft bereits seit Donnerstagnachmittag gegen einen Waldbrand zwischen Altena und Iserlohn.

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