W.O.A., so wird das Wacken Open Air unter Eingeweihten abgekürzt - und praktischerweise könnte man das Akronym auch grölen. In Wacken, einem 2000-Einwohner-Ort in der Nähe von Itzehoe, treffen sich seit nun 30 Jahren Fans aus dem In- und Ausland zum einer der größten Heavy-Metal-Festivals dieser Art. Am Mittwoch, den 31. Juli geht es in diesem Jahr los. Doch schon von diesem Sonntag an widmet sich eine Sonderausstellung in Itzehoe dem Phänomen Wacken.
Etwa 300 Exponate hat das Team um Museumsleiterin Miriam Hoffman zusammengestellt, unter anderem dieses signierte Ortsschild. Viele Wacken-Fans hätten für die Ausstellung persönliche Erinnerungsstücke zur Verfügung gestellt, sagt Hoffman.
Etwa diese Jeanskutte mit Aufnähern.
Oder diesen Original-Bierbecher aus den neunziger Jahren.
Dieses Exponat sieht auf den ersten Blick nicht nach Heavy-Metal aus, sondern eher nach Pfadfindergruppe Tecklenburger Land. Ob dieses Zelt jemals in Wacken war? Es ist jedenfalls mit keinerlei Schlammresten besprenkelt, was bereits erste Verdachtsmomente begründet. Allein die drei Bierdosen lassen ein wenig Exzess erahnen. Andererseits: Wer sagt denn, dass Wacken-Besucher sich stets im Schlamm suhlen?
Auch mit diesem Bild assoziiert man vermutlich nicht Heavy Metal, sondern eher eine Prinzessinnen-Hochzeit. Stimmt auch, denn die Ausstellung zu 30 Jahre Wacken findet im Prinzeßhof statt, wo das Itzehoer Kreismuseum untergebracht ist. In dem ehemaligen Adelbspalais wird die Entwicklung des Festivals von den Anfängen bis heute gezeigt.
Beim ersten Festival im Jahr 1990 kamen nur 800 Besucher. Sechs Bands traten damals auf, allesamt aus der Region. Zwei Jahre später dann der erste Schritt zur Großveranstaltung: Festival-Gründer Thomas Jensen nahm bei einer örtlichen Bank einen 25 000-Mark-Kredit auf, um die damals berühmte Metal-Band Saxon nach Wacken zu bringen. Inzwischen kommen bis zu 80 000 Leute.
Wenn der Center Court von Wimbledon einst das Wohnzimmer von Boris Becker war, so ist der Rasen von Wacken Heimat für viele Metalfans.
Die mit Zeige- und kleinem Finger geformte Pommesgabel, das Identifikations- und Verbrüderungszeichen der Wacken-Besucher. Weitere typische Körperregungen: Durch den Schlamm rutschen (geht nicht in jedem Jahr), Bierdosen stechen (witterungsunabhängig) und Headbangen (rhythmisch mit dem Kopf nach vorne und zurück gehen und dabei das Haupthaar schütteln, Anmerkung der Redaktion). Die Heavy-Metal-Fans können sich aber nicht nur einzeln zur Musik bewegen ...
... sie können auch Gemeinschaftstänze.
Die Band "Wasteland Warriors" beim Wacken-Festival 2017.
Rocken, bis die Wolken wieder lila sind.
Die Ausstellung bietet auch einen Einblick, wie die Dorfbewohner den jährlichen Ausnahmezustand erleben. Viele von ihnen haben das Festival über die Jahre lieben gelernt - auch, weil die Metalfans Einnahmen bringen. Die Spuren des Festivals prägen das Leben in der Gemeinde und in der Umgebung auch außerhalb der Saison. So sind überall Aufkleber auf Autos, WOA-Flaggen in Vorgärten sowie T-Shirts mit dem Emblem zu sehen.
Der Metal-Fan mag es gerne gediegen, auch das zeigt die Austellung, die noch bis zum 13. Oktober läuft. Ausstellung 30 Jahre Wacken Open Air | Kreismuseum Prinzeßhof, Itzehoe | Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 12 Uhr und 14:30 Uhr bis 17 Uhr