Süddeutsche Zeitung

Vorwurf der sexuellen Belästigung:Taylor Swift im Prozess gegen Radiomoderator: "Es war definitiv ein Hinfassen"

  • US-Sängerin Taylor Swift hat in einem Prozess um sexuelle Belästigung ihre Vorwürfe gegen einen Radiomoderator bekräftigt.
  • Vor Gericht in Denver sagte sie, der beschuldigte David Mueller habe sie unter ihrem Rock am Hintern gepackt. Sie sei sich ganz sicher, dass dies kein Versehen war.
  • Mueller bestreitet eine absichtliche Berührung - er spricht von einem peinlichen Versehen und fordert Schadenersatz, weil er in Folge des Skandals seinen Job verlor.

US-Popstar Taylor Swift hat vor Gericht ihren Vorwurf bekräftigt, wonach ein Radiomoderator sie sexuell belästigt habe. "Er hat unter dem Rock meinen Hintern gepackt", sagte die 27-Jährige beim Prozess in Denver. "Es war definitiv ein Hinfassen. Ein sehr langes Hinfassen." Sie sei sich ganz sicher, dass dies kein Versehen, sondern eine absichtliche Belästigung war. "Er hat nicht meine Hand angefasst. Er hat nicht meinen Arm angefasst. Er hat nicht meine Rippen angefasst. Er hat meinen nackten Po angefasst."

In dem Prozess, der am Montag begann, geht es um ein Treffen zwischen Swift und ihren Fans vor einem Konzert in Denver im Jahr 2013. Bei diesem "Meet & Greet" war auch der Radiomoderator David Mueller anwesend, der von seiner Freundin begleitet wurde. Als die drei für ein Foto posierten, soll Mueller Swift an den Po gefasst haben.

Der damals 51-Jährige verlor nach Bekanntwerden der Vorwürfe seinen Job beim lokalen Radiosender Kygo. In einer 2015 eingereichten Klage gegen Swift und ihr Team führte er an, deren falsche Anschuldigungen hätten zu seiner Kündigung geführt. Für bisherige und künftige Verdienstausfälle forderte er Schadenersatz in Höhe von drei Millionen US-Dollar (etwa 2,5 Millionen Euro). Die Sängerin klagte daraufhin wegen Missbrauchs und Körperverletzung. Sie verlangte ihrerseits symbolisch einen Dollar Schadenersatz.

"Ich habe vorher nie mit etwas Ähnlichem zu tun gehabt"

Vor Gericht sagte Swift nun aus, dass sie nach dem Zwischenfall so perplex gewesen sei, dass sie gar nichts zu Mueller gesagt habe. Außerdem habe sie ihre vielen wartenden Fans nicht enttäuschen wollen, indem sie das "Meet & Greet" abbrach. So habe sie Mueller und seiner Freundin einfach nur mit monotoner Stimme gesagt: "Danke, dass ihr hier wart" und weitergemacht.

Die Mutter der Sängerin, Andrea Swift, hatte am Vortag ausgesagt, dass ihre Tochter ihr unmittelbar nach dem Vorfall davon erzählt habe. Sie sei "sehr aufgewühlt" und "schrecklich beschämt" gewesen.

Swift erklärte, ihr Leibwächter habe beobachtet, dass Mueller ihren Rock angehoben habe, aber für ihn und jeden anderen sei es unmöglich gewesen, zu sehen, dass er ihr darunter gefasst habe, weil sie beide mit dem Rücken zur Wand standen. Die Situation sei "schockierend" gewesen: "Ich habe vorher nie mit etwas Ähnlichem zu tun gehabt." Sie weigerte sich, zu spekulieren, wie lange genau der Vorfall gedauert habe, sagte jedoch: "Seine Hand hat sich einfach nicht gelöst."

Die Sängerin verwendete das Wort ass, also "Arsch", Dutzende Male während ihrer Aussage, und machte zum Teil sarkastische Kommentare, mit denen sie für Gekicher im Publikum und sogar in den Reihen der Geschworenen sorgte.

Swift fühlt sich nicht verantwortlich für Kündigung des Radiomoderators

Auf die Frage, wie sie die Entlassung Muellers nach dem Vorfall finde, sagte sie: "Ich werde für die unglücklichen Ereignisse in seinem Leben verantwortlich gemacht, die die Auswirkung seiner Entscheidungen sind, nicht meiner." Sie kenne Mueller nicht und fühle ihm gegenüber nichts, so Swift. Sie denke aber, was er getan habe, sei verabscheuungswürdig und schockierend.

Während Swifts Aussage blickte Mueller auf den Tisch. Bereits am Mittwoch hatte dieser ausgesagt, das Ganze sei nur ein peinliches Versehen gewesen. Sein Arm und der von Swift hätten sich gekreuzt, als sie für das Foto posieren wollten. "Meine Hand war auf Höhe der Rippen und rutschte offenbar nach unten."

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