Süddeutsche Zeitung

Vorwurf der Diskriminierung:Chinese bekommt kein Milchpulver

  • Die Verkäuferin einer dm-Filiale in Essen soll sich einem Medienbericht zufolge geweigert haben Trockenmilchpulver an einen Chinesen zu verkaufen.
  • Die Drogeriekette distanziert sich von der Diskriminierung, räumt aber ein, dass es eine Beschränkung bei diesem Produkt gibt.
  • Die Nachfrage nach Trockenmilchpulver ist hoch, weil viele Chinesen die Ware in Deutschland kaufen und nach Asien verschicken.

Von Katrin Langhans

Der junge Familienvater wollte eigentlich nur schnell Trockenmilchpulver für seinen sieben Monate alten Sohn besorgen. Doch er musste mit leeren Händen nach Hause gehen. Als er an der Kasse stand, soll sich die Kassiererin einer dm-Filiale in Essen geweigert haben, ihm die Ware zu verkaufen. Sie habe ihre Entscheidung damit begründet, dass er Chinese sei.

Nach einem Bericht in der WAZ wandte sich der junge Mann daraufhin an eine Freundin, die ihm das Trockenmilchpulver besorgte. Freunde rieten dem Mann, er solle die Verkäuferin anzeigen, aber er entschied sich dagegen. Die Drogeriemarktkette dm distanziert sich von dem Verhalten der Verkäuferin. "Nichts liegt uns ferner, als Menschen zu diskriminieren. Wir können nur unser Bedauern zum Ausdruck bringen", sagte Christoph Werner vom Marketing zur WAZ.

Dass gerade einem Chinesen der Einkauf von Trockenmilchpulver verwehrt blieb, könnte aber mehr als ein Zufall sein. Denn die hohe Nachfrage der Asiaten, wirkt sich - zum Ärger mancher Eltern - auch auf den deutschen Markt aus.

Drei Packungen Milchpulver pro Einkauf

Wer hierzulande durch Drogeriefilialen wie dm oder Rossmann läuft, dem kann es passieren, dass die Regale, in den Milchpulver stehen sollte, leer sind. Außerdem klärt ein Hinweisschild darüber auf, man dürfe die Ware nur in "handelsüblichen Mengen" einkaufen. Konkret sind das drei Trockenmilchprodukte pro Einkauf. Mit der Beschränkung soll verhindert werden, dass Asiaten massenweise Milchpulver kaufen und es per Post nach China schicken. Dort sind die deutschen Waren sehr beliebt und können für das drei- bis vierfache des Preises verkauft werden.

Hintergrund ist ein Nahrungsskandal aus dem Jahr 2008. Damals war Trockenmilchpulver auf dem asiatischen Markt im Umlauf, das mit Melamin gepanscht war. Sechs Kinder starben und etwa 300 000 Säuglinge erkrankten an der Milch. Seitdem vertrauen viele Chinesen lieber auf Produkte aus Deutschland.

Der Drogeriemarkt dm erklärte auf Anfrage von Süddeutsche.de, man werde weiterhin die Kaufzahl beschränken. "Auch wenn zwischenzeitlich für einzelne Marken eine Entspannung stattgefunden hat, kann die Gesamtnachfrage nach Milchnahrungen nach wie vor nicht voll gedeckt werden. Dies hat zur Folge, dass wir auch in unseren Märkten die Warenpräsenz nicht überall gewährleisten können", hieß es in einer in einer schriftlichen Mitteilung. Dort, wo die Waren aber vorhanden seien, dürfe sie natürlich jeder kaufen, ganz gleich, ob der Kunde aus Deutschland oder China kommt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2329274
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Sz.de/afis/mest
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.