Vorwürfe gegen Unicef:Scharfe Kritik von KPMG

Im Streit um Misswirtschaft bei Unicef hat sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG gegen das Kinderhilfswerk gewendet: In einer Untersuchung haben Experten sehr wohl Verstöße festgestellt.

Unicef Deutschland hat laut einer Zeitung einen Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG zu Verschwendung und Misswirtschaft bei dem Kinderhilfswerk falsch wiedergegeben.

Unicef; AP

Der Wirtschaftsprüfergesellschaft KPMG zufolge hat Unicef einen Prüfbericht falsch dargestellt.

(Foto: Foto: AP)

In der Sonderuntersuchung zu dem Thema spreche die KPMG sehr klar von Verstößen bei Unicef, berichtete die Frankfurter Rundschau vorab aus ihrer Montagausgabe unter Berufung auf ein Schreiben der KPMG an Unicef. Daher verlange die KPMG, dass Unicef nicht mehr behaupte, der KPMG-Bericht habe festgestellt, alle Vorwürfe seien falsch und es habe keine Unregelmäßigkeiten gegeben. Im Streit um die Vorwürfe war am Wochenende Heide Simonis als Vorsitzende von Unicef-Deutschland zurückgetreten.

KPMG habe Unicef mitgeteilt, es bestehe ein Widerspruch zwischen dem KPMG-Feststellungen und der Unicef-Presseerklärung dazu, berichtete die Frankfurter Rundschau. Der zuständige KPMG-Abteilungsleiter habe deshalb bereits am 14. Januar gefordert, Unicef müsse die Erklärung zu dem Bericht sofort von der Unicef-Internet-Seite nehmen.

Nach Angaben des Kinderhilfswerks ist dieser Konflikt inzwischen ausgeräumt. KPMG habe schon einen Tag später zugestimmt, "dass die Vorstandserklärung in der vorliegenden Form im Netz bleibt", teilte Unicef am Montag mit.

Gleichzeitig mit der Vorstandserklärung hatte Unicef im Januar auch eine Zusammenfassung des Prüfberichts veröffentlicht. Darin heißt es, in vier von fünf untersuchten Sachverhalten seien "Verstöße gegen bestehende Regeln der Vergabe, Durchführung und Kontrolle von Transaktionen festgestellt" worden. So habe es bei Aufträge an Berater wiederholt keine schriftlichen Vereinbarungen gegeben.

Umstritten ist, wie schwerwiegend diese Verstöße sind. Unicef-Sprecher Rudi Tarneden sagte, es handele sich um Fehler auf der betrieblichen Ebene, die bereits abgestellt würden. Verstöße gegen Rechtsvorschriften habe es nicht gegeben. Dagegen sagte Simonis der Frankfurter Rundschau: "So etwas muss nicht juristisch festgelegt werden, sondern das sind die eigenen gesetzten Regeln. Daran muss man sich halten." Die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein war am Samstag wegen unüberbrückbarer Differenzen zum übrigen Unicef-Vorstand zurückgetreten. Simonis hatte mehr Transparenz bei der Verwendung der Spendengelder gefordert.

"Der Vorstand in seiner jetzigen Zusammensetzung will sich diesen Aufgaben ganz offensichtlich nicht stellen", hatte sie in einer persönlichen Erklärung mitgeteilt. Daher sei eine weitere Zusammenarbeit zwischen ihr und dem Vorstand unmöglich geworden.

Der Frankfurter Rundschau sagte Simonis, der KPMG-Bericht zeige klare Verstöße gegen Unterschriftenregeln, Vier-Augen-Prinzip und Schriftform von Verträgen. Dies seien Verstöße gegen Regeln, die unverzichtbar seien, damit Arbeitsabläufe nachvollzogen werden könnten. "Es gab keine Verträge und somit ist es nicht nachvollziehbar'', sagte Simonis. Auch das Stiftungsvermögen von 89,4 Millionen Euro müsse stärker kontrolliert werden. "Das darf nicht von einem alleine gemacht werden.''

Unicef hatte am Wochenende erklärt, Simonis wolle mit ihrem Rücktritt dem Kinderhilfswerk einen Neuanfang erleichtern. Die ehemalige schleswig-holsteinische SPD-Ministerpräsidentin stand zwei Jahre an der Spitze der deutschen Sparte.

Für eine Übergangszeit soll nun der frühere Vorsitzende Reinhard Schlagintweit die Position von Simonis übernehmen. Ausgelöst wurde der Streit bei Unicef durch Vorwürfe von Verschwendung und Misswirtschaft. Unter anderem wurden hohe Beraterhonorare und Provisionen für Spendenvermittler kritisiert, so dass auch die Staatsanwaltschaft ermittelte.

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