Peta setzt sich nach eigenen Angaben für Tiere ein. Aber ist es deshalb auch eine gute Idee, ihnen Tiere anzuvertrauen? Ein Online-Artikel sorgt in den sozialen Medien für Aufregung: Der amerikanische Tierschützer Nathan Winograd erhebt in der Huffington Post schwere Vorwürfe gegen die Organisation. Jährlich tötet Peta USA in ihrem Hauptqartier im US-Bundesstaat Virginia etwa 2000 der ihr anvertrauten Tiere - in den vergangenen elf Jahren brachte die Organisation mehr als 29.000 Tiere um, die meisten von ihnen waren Hunde und Katzen.
"Sie behaupten, sich für die Rechte von Tieren einzusetzen. Aber sie billigen den Tieren nicht das Recht auf Leben zu. Stattdessen wollen sie die Tiere angeblich 'möglichst schmerzlos' töten, selbst wenn das gar nicht nötig wäre", schreibt Winograd. Von einem riesigen begehbaren Kühlraum im nächstgelegenen Krematorium will Winograd wissen, extra für die Zwecke von Peta.
Seine Vorwürfe sind nicht neu. Seit Jahren stehen die Aktivisten in der Kritik, weil sie die Einschläferung von Tieren in Heimen unterstützen. Peta äußert sich dazu auch auf ihrer Website. Doch dass es mehr als 96 Prozent der Peta anvertrauten Tiere trifft? Tierschützer schlucken da erstmal, zu Recht. Laut einem Bericht des Landwirtschaftsministeriums von Virgina von 2010, den die Interessengruppe Center for Consumer Freedom online stellte, mangelt es dem Tierheim in der Peta-Zentrale an Platz und es würden "keine Bemühungen unternommen, die Adoption der Tiere zu erleichtern". 90 Prozent der Tiere sollen demnach innerhalb von 24 Stunden nach ihrer Ankunft eingeschläfert worden sein. Laut Peta sei der Großteil der Tiere allerdings nicht vermittelbar.
Der Bericht enthält Statistiken, wieviele Tiere Peta in der Unterkunft schon getötet hat. Allerdings: Die Zahlen stammen von der Organisation selbst. "Es ist nichts Geheimes oder Enthüllendes dabei. Peta räumt nichts ein, sondern übermittelt diese Zahlen selbst an die zuständige Behörde", sagt Edmund Haferbeck, Berater bei der Schwesterorganisation Peta Deutschland, zu Süddeutsche.de.
In den USA werden in staatlichen Tierheimen jährlich zwischen vier und fünf Millionen Haustiere eingeschläfert. Die Begründung: Es gibt keine Alternative, weil es einfach an Platz fehle. In seinem jüngsten Buch bezeichnet Winograd diese Überbelegung als Mythos und beruft sich dabei auf Zahlen verschiedener Verbände. Sein Fazit: Es gibt sogar mehr Heimplätze als benötigt, schuld an den Tötungen sei vor allem das schlechte Management der Heime.
Winograd leitet das "No Kill Advocacy Center" im kalifornischen Oakland, es gibt in den USA eine ganze Bewegung namens "No Kill". Und zwei Arten von Tierheimen: Solche, die alle Tiere aufnehmen und notfalls einschläfern, wenn sich kein neuer Besitzer findet. Und sogenannte No-Kill-Tierheime. Die wollen das vermeiden und beherbergen nur Tiere, die als noch vermittelbar gelten. Eingeschläfert werden soll kein einziges. Doch genau diese Einrichtungen greift Peta wiederum scharf an. Gequält werde nämlich doch - weil die Heime überlaufen seien.
"Im Gegensatz dazu, was 'No-Kill'-Aktivisten glauben machen wollen, gibt es ein enormes Problem mit herrenlosen Haustieren. Solange sich niemand findet, der sie adopiert oder kastriert, gibt es keine andere Möglichkeit, als sie einzuschläfern", sagte ein Peta-Sprecher der New Yorker Online-Zeitung International Business Times. Peta schlug deshalb mit einem Video ( hier zu sehen) zurück. In "Turned Away: A Closer Look at No-Kill" prangert die Organisation die Bedingungen an, unter denen die Tiere hier teilweise gehalten werden: Sie würden zuweilen monate- oder jahrelang in Käfigen und Transportboxen ausharren.
In Deutschland werden nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbundes jährlich 80.000 Haustiere ausgesetzt. Laut Peta-Mitarbeiter Haferbeck seien die Verhältnisse hierzulande aber nicht vergleichbar, allein schon wegen der Rechtslage. In den USA gelte eine Frist von zwei Wochen, bevor ein Heimtier getötet werden dürfe, in deutschen Tierheimen werde "so gut wie gar nicht" eingeschläfert.
Aber der Vorwurf an das Peta-Hauptqartier in Virginia? Dass dort vermittelbare Tiere eingeschläfert wurden, obwohl es Alternativen gegeben hätte? Haferbeck weist das entschieden zurück. Das Tierheim in der US-Zentrale sei provisorisch errichtet worden - weil vor der Haustür ständig Tiere ausgesetzt würden: "Wir mussten reagieren." Und die mehr als 29.000 Tiere seien im Vergleich zu den Einschläferungen landesweit "noch nicht mal in Prozentpunkte zu packen - ich bitte die Relationen zu beachten".
Haferbeck verweist darauf, dass Peta eine Organisation "ohne karitativen Hintergrund" sei. "Jeder weiß, dass wir eine Tier rechtsorganisation sind." Peta betreibe daher überhaupt keine Tierheime, "das machen Tier schutzorganisationen". Das weiss offenbar nicht jeder - das ist eventuell das Problem in diesem Streitfall. Dass überhaupt mehr als 29.000 Tiere von ihren Besitzern ausgesetzt wurden, ist allerdings auch ein Problem.