Vorwürfe gegen Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe:Wirtschaftsprüfer entlasten "Menschen für Menschen"

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Karlheinz und Almaz Böhm auf einer Veranstaltung 2010 (Foto: Stephan Rumpf)

Jahrelang spendete Jürgen Wagentrotz Millionen für die Hilfsorganisation des Schauspielers Karlheinz Böhm. Seit "Menschen für Menschen" von dessen Frau geführt wird, liegt er mit ihr im Streit. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG weisen der Organisation zwar Buchungsfehler nach, entkräften aber die Vorwürfe des Großspenders.

Von Stefan Klein

Die Hilfsorganisation Menschen für Menschen des früheren Schauspielers Karlheinz Böhm ist entlastet worden: Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG bescheinigt ihr, dass es für den vom ehemaligen Großspender Jürgen Wagentrotz erhobenen Vorwurf der Bilanzfälschung "keine Anhaltspunkte" gibt. Was allerdings noch nicht vorliegt, ist das Ergebnis einer Sonderprüfung des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Das Institut, eine Art Spenden-TÜV, vergibt alljährlich nach einer Prüfung das sogenannte Spenden-Siegel. Menschen für Menschen trägt es seit 1992.

Der Spender Wagentrotz hatte der Stiftung in den Jahren 2004 bis 2011 mehr als sieben Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ein Teil dieses Geldes ist über ein Treuhandkonto gelaufen, das Wagentrotz bei seinem Anwalt in Frankfurt eingerichtet hatte. In der Folge waren Vorwürfe aufgetaucht, Leistungen des Spenders Wagentrotz seien nicht ordnungsgemäß verbucht worden. Die Stiftung hatte daraufhin die KPMG beauftragt, den Behauptungen mit einem Gutachten nachzugehen.

Die Unterstützung von Wagentrotz zielte unter anderem auf verbessertes Marketing wie Werbekampagnen, Mailingaktionen und Zeitungsbeilagen. Sie war auf verschiedene Weise erfolgt: durch direkte Spenden, durch Erstattung von Kosten, die der Stiftung entstanden waren, durch Bezahlung von Rechnungen über das Treuhandkonto sowie durch direkte Bezahlung von Leistungen seitens des Spenders. Zur Untersuchung der Vorgänge hatte KPMG Einsicht bekommen in Aufzeichnungen und Unterlagen der Stiftung. Die Prüfer hatten Zugang zu Kostennachweisen und Belegen, außerdem zur Geschäftsführung, zu Mitarbeitern und Stiftungsräten.

Zwar weisen die Wirtschaftsprüfer der Stiftung buchungstechnische Versäumnisse und Ungenauigkeiten nach, diese seien jedoch "nicht wesentlich" und hätten keinen Einfluss gehabt auf die Bilanz. Anhaltspunkte für "eine beabsichtigte Täuschung oder Fälschung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Stiftung", also für eine Bilanzfälschung, hätten sich keine ergeben. Zu dem von Wagentrotz eingerichteten Treuhandkonto heißt es, darauf habe die Stiftung "keinen Zugriff" gehabt. Daher sei es auch nicht in die Bücher der Stiftung aufzunehmen gewesen.

Jürgen Wagentrotz ist ein Multimillionär, der aus Bewunderung für Stiftungsgründer Karlheinz Böhm zu Menschen für Menschen gestoßen war. Seitdem die Organisation wegen einer Erkrankung des heute 84-jährigen Böhm von seiner äthiopischen Ehefrau Almaz geführt wird, hat sich Wagentrotz im Streit von der Stiftung abgewandt und eine Reihe schwerer Vorwürfe erhoben.

Wagentrotz ist ein gelernter Hotelkaufmann und mit Möbeln, Immobilen, Casino-Beteiligungen sowie durch mehrere Verlagsgeschäfte zu Geld gekommen. Er lebt im karibischen Steuerparadies Antigua und hat sich, wie er sagt, "mit meiner gesparten Einkommensteuer" jahrelang für wohltätige Zwecke in Äthiopien engagiert.

© SZ vom 06.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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