Von Laura, Nadeschda und Hannes
Eines Tages, so lautet die Annahme junger Eltern, wird das Kind seinem Vornamen entsprechen. Zunächst einmal verrät der Name allerdings weniger über den Menschen, der damit herumlaufen muss, als vielmehr über diejenigen, die ihn vergeben haben.
Luzifer zum Beispiel landet derzeit vermehrt als Wunschname bei Standesämtern. Offenbar, weil viele Eltern gern fernsehen. Gabriele Rodriguez ist Namensforscherin und arbeitet bei der Namensberatungsstelle der Uni Leipzig. Sie sagt, seit ein Privatsender eine Serie namens "Lucifer" mit smartem Darsteller ausstrahle, sei das Interesse an dem Namen deutlich gestiegen. Noch verteufeln ihn manche Standesämter, andere segnen ihn ab, weil Luzifer ja ebenso für den "Lichtbringer" steht. Die beliebtesten Babynamen aber sind nach wie vor unverfänglich. Marie und Maximilian führen die Liste an, die die Gesellschaft für Deutsche Sprache am Mittwoch nach der Auswertung der Daten von 700 Standesämtern herausgegeben hat. Es folgen bei den Mädchen Sophie/Sofie und Maria, bei den Jungen Alexander und Paul. Betrachtet man allein die Erstnamen, landen Emma und Ben vorne.
"Eltern wählen Namen vor allem nach dem Klang aus", sagt Rodriguez, die Bedeutung sei eher zweitrangig. Und sie achten dabei streng auf Geschlechtertrennung. Die beliebtesten Mädchennamen enden mit A, weil das als besonders weiblich gilt: Auf Emma folgen laut Erstnamenliste Sophia, Hanna, Emilia, Mia, Anna, Lina, Mila und Clara. "Jungennamen sind kurz und knackig", sagt Rodriguez: Auf Ben folgen Paul, Noah, Leon, Jonas, Felix, Elias, Luis und Lukas. "Das heißt aber nicht, dass ganze Schulklassen Emma und Ben heißen."
Die beliebtesten Vornamen tragen heute nur noch zwei bis drei Prozent eines Jahrgangs, "vor 20, 30 Jahren waren das noch bis zu 30 Prozent". Außerdem werden jedes Jahr mehr als 1000 neue Namen eingetragen. In Sachen Namensvielfalt ist Deutschland also auf einem guten Weg. Für weitere Fortschritte gegen das Vornamenseinerlei seien werdenden Eltern folgende Vorschläge ans Herz gelegt.
Adonis
Bedeutung: Herr. Adonis ist der griechische Schönheitsgott.
Vorteil: Wenn es stimmt, dass sich die Menschen im Laufe ihres Lebens an ihre Namen anpassen, kann man jeden Adonis nur beglückwünschen.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Sokratis, wie der Dortmunder Fußballer, dessen Frau übrigens Xanthippi heißt.
Edeltraud
Bedeutung: Wie der Name schon sagt, ist die Edeltraud von edler trud, was Althochdeutsch ist und zuerst mit "Kraft", dann mit "lieb" und "vertraut" übersetzt wurde. Ein bisschen ironisch, weil die Edeltraud uns ja so gar nicht mehr vertraut ist.
Vorteil: Namensseiten im Internet haben ausgerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Kita zwei Edeltrauds in trauter Zweisamkeit spielen, bei 0,3 Prozent liegt. Wenn man sich als Eltern also traut, winkt maximaler Distinktionsgewinn.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Waltraud, Brünhild, Kriemhild, Notburga.
Esenosarumensemwonken
Bedeutung: Die Bitte an Gott wurde erfüllt. Ein Mädchenname aus Nigeria.
Vorteil: Eine Esenosarumensemwonken sticht raus aus all den dreibuchstabigen Mias, Leas, Idas. Der längste Vorname, der in Deutschland je vergeben wurde.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Khakkhanang, thailändischer Mädchenname, bedeutet "Himmel".
Kushim
Bedeutung: Laut Historikern der erste aufgezeichnete Name der Menschheitsgeschichte, entdeckt auf einer 5100 Jahre alten sumerischen Tontafel. Dort steht in Keilschrift, dass Kushim 134 813 Liter Malz bestellt haben soll, zum Bierbrauen.
Vorteil: So heißen Vorreiter.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Augustinus (Schutzheiliger der Bierbrauer).
Ursula
Bedeutung: lateinisch "kleine Bärin"
Vorteil: "Du Uschi", "Du Vollhorst" oder "Du Otto" hat man lang genug auf Schulhöfen gehört. Zeit, diesen Namen ihre Würde zurückzugeben! Die Eltern von 147 Kindern, die 2017 ihre Töchter Ursula getauft haben, haben die Revolution gestartet.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Horst, Otto, Thusnelda, Trulla.
Mion
Bedeutung: Japanisch, bedeutet "schöner Klang". Ist also der ehrlichste aller Vornamen, die heute ja vor allem aus onomatopoetischen Gründen gewählt werden.
Vorteil: Klingt schön. Und ist unisex, wenn das nicht zeitgemäß ist.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Kim.
Perfect
Bedeutung: Nach dem heiligen Perfectus von Córdoba.
Vorteil: Ein Paar wollte seinen Sohn tatsächlich Mister Perfect nennen. Die Kombination wurde abgelehnt, aber Perfect allein in Anlehnung an den Heiligen genehmigt. Möge das Kind seinem Namen entsprechen. Und mögen die Erwartungen der Eltern realistisch bleiben.
Wem das gefällt, dem gefällt auch: Salim (arabisch: der Makellose).