Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Schwein gehabt

Der neuerdings ungeheuer ökologisch agierende Volkswagen-Konzern streicht die Currybockwurst von der Kantinen-Speisekarte. Wie nachhaltig ist das?

Von Martin Zips

Von der Sängerin Nina Hagen gibt es das folgende hübsche Bonmot: "Ich bin keine Wurstfabrik." Hagen bezog sich hier auf den schier unmenschlichen Druck, der manchmal auf Künstlern lastet.

"Ich bin keine Wurstfabrik", das darf auch der zuletzt durch Abgasskandale, Staatshilfen sowie hohe Altersbezüge für Ex-Vorstände in die Schlagzeilen geratene Volkswagen-Konzern von sich behaupten. Bei ihm handelt es sich um eine Autofabrik, welche sich neuerdings "Mobilitätskonzern" nennt. Von einem Mobilitätskonzern kann man als Konsument einiges erwarten. Umweltfreundlichkeit zum Beispiel, Nachhaltigkeit und Tierliebe.

Früher hatte Volkswagen seine eigene Schweinezucht. Etwa, um den immensen Bedarf an Currybockwürsten in der Kantine zu decken. Auch heute noch wird die "Volkswagen Currybockwurst" verkauft. Sogar in praktischen Fünfer-Packungen.

Zum Öko-Image eines Weltkonzerns passen 62 Prozent Schweinefleisch mit jodiertem Nitritpökelsalz in Kunstdarm aber eher nicht. Deshalb hat VW jetzt verkündet, seine Currybockwurst in der Kantine des Wolfsburger Markenhochhauses abzuschaffen. Neben veganen Speisen sei hier bald nur noch Fisch erhältlich. Nina Hagen würde das bestimmt gefallen. Sie ist seit 1982 Vegetarierin.

Investigative Kollegen der Deutschen Presse Agentur haben allerdings herausgefunden, dass es sie auch in Zukunft noch geben wird, die Currybockwurst bei VW. Die Mitarbeiter müssten für sie nur die Straßenseite wechseln und eine andere Firmenkantine aufsuchen. Da zeigt es sich mal wieder, dass man auch als Angestellter eines Mobilitätskonzerns vor allem eines sein sollte: ungeheuer mobil.

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