Vogelgrippe in Großbritannien:Hochansteckendes H5N1-Virus bestätigt

Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit gibt es in Europa ein Vogelgrippe-Fall: Auf einer Geflügelfarm in Großbritannien wurde das auch für Menschen gefährliche H5N1-Virus nachgewiesen. Zehntausende Truthähne werden notgeschlachtet.

Nach einem Fall in Ungarn vor zwei Wochen ist nun in Großbritannien der auch für Menschen gefährliche H5N1-Erreger auf einer Geflügelfarm in der südostenglischen Grafschaft Suffolk nachgewiesen worden. Bei dem Virus, der auf einem Hof mit 160.000 Truthähnen auftrat, handelt es sich um die hochansteckende asiatische Variante, wie das Londoner Umweltministerium mitteilte.

Vogelgrippe; H5N1-Virus; Großbritannien; Suffolk

Truthähne werden in Kästen verladen, um zur Notschlachtung transportiert zu werden

(Foto: Foto: dpa)

Vorsichtshalber wurden mehrere Dutzend Arbeiter, die auf der Farm in der Nähe der Gemeinde Holton mit dem Geflügel in Kontakt kamen, mit Medikamenten versorgt. Bislang sind auf der Truthahnfarm nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums keine Menschen erkrankt.

Erst Ende Januar waren Tiere auf einer Gänsefarm in Ungarn vom H5N1-Virus befallen worden. Dies waren die ersten Vogelgrippe-Fälle in Europa in diesem Winter. Auf dem Truthahn-Hof in der Grafschaft Suffolk nordöstlich von London verendeten 2.500 Tiere. Die Behörden ordneten die Keulung des gesamten Bestandes an.

Behörden offenbar erst spät informiert

Es ist das erste Mal, dass H5N1 in Großbritannien bestätigt wurde, seit das Virus im März vergangenen Jahres bei einem wilden Schwan nachgewiesen worden war. Laut einem Zeitungsbericht verendeten die ersten Truthähne bereits am Dienstag. Erst zwei Tage später seien die Behörden informiert worden, schrieb der Sunday Telegraph.

Vermutet wird, dass die Krankheit durch einen Wildvogel auf die Geflügelfarm eingeschleppt wurde. Die britische Gesundheitsministerin Patricia Hewitt sagte in einem Fernsehinterview, das Risiko einer Weiterverbreitung der Seuche sei "sehr gering". "Aber wenn es dazu kommt, kann es sehr ernst werden."

Rund um den Betrieb gilt nun eine Drei-Kilometer-Schutzzone, innerhalb derer alle Vögel getestet werden müssen. Der Zugang wird streng kontrolliert. Wer sich innerhalb der Zone aufhält, muss Schutzkleidung tragen. Alle Autos müssen desinfiziert werden, alle Vogelausstellungen in der Umgebung wurden verboten.

WHO bestätigt Vogelgrippe-Todesfall in Nigeria

Darüber hinaus wurde am Sonntag in der gesamten Region untersagt, Zuchtvögel mit wilden Vögeln in Kontakt kommen zu lassen. Das Verbot gilt für eine Fläche von mehr als 2000 Quadratkilometern. Die britische Regierung bezeichnete das Risiko einer Weiterverbreitung der Viren auf Menschen jedoch als gering. Es gebe keinerlei Grund für eine Panik.

Der stellvertretende Chef-Veterinär des Umweltministeriums, Andrew Landeg, sagte: "Es besteht gute Hoffnung, dass wir die Seuche unter Kontrolle halten können." Auf der betroffenen Farm werden Truthähne gezüchtet, die in britischen Supermärkten verkauft werden. Eigentümer Bernard Matthews war für einen Kommentar nicht zu erreichen. Der 76-Jährige kommt mit der Geflügelzucht auf einen Jahresumsatz von 400 Millionen Pfund (rund 600 Millionen Euro). Nach Auskunft von Experten besteht beim Verzehr des Fleisches jedoch keine Gefahr.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigte unterdessen den ersten tödlichen Vogelgrippe-Fall in Nigeria. Tests im WHO-Labor in London belegten laut nigerianischen Regierungsangaben, dass eine kürzlich verstorbene Frau sich mit dem H5N1-Virus infiziert hatte. Nigeria hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass die 22-Jährige Mitte Januar einer Infektion mit dem Vogelgrippe-Erreger erlegen war.

Ausbreitung des Virus durch Zugvögel erwartet

In dem westafrikanischen Land wurde Vogelgrippe unter Geflügel schon in fast der Hälfte seiner Staaten nachgewiesen, vor dem jüngsten Fall war jedoch noch kein Überspringen des Erregers auf Menschen bekannt. Bisher wurden Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen lediglich im Nordosten des Kontinents registriert: in Ägypten und Dschibuti. In Ägypten starben elf Menschen nach einer H5N1-Infektion.

Nach Angaben von WHO-Experte David Nabarro wird es in den kommenden Monaten weitere Vogelgrippe-Fälle bei Tieren geben. Der Grund sei vor allem eine Ausbreitung des Virus durch Zugvögel, sagte Nabarro im Interview der Nachrichtenagentur AP. Weltweit starben an dem Virus bislang mehr als 160 Menschen, die meisten davon in Asien.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: