Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Jetzt haltet doch mal den Schnabel!

In Kärnten fühlen sich Spechte so wohl, dass Immobilienbesitzer nun mit Vogel-Attrappen gegen die Beschnäbelung aufrüsten. Doch die balzenden Tiere kümmert das nicht.

Von Martin Zips

Im Grunde sind das ja ganz gute Nachrichten von der Vogelfront: Am Stadtrand von Eschwege wurde ein Uhu gesehen, in Berlin brüten Sperber, und die Livecam aus dem Horst der Wanderfalken auf der Nürnberger Kaiserburg zeigte am vergangenen Sonntag um 17.43 Uhr das erste Ei.

In Kärnten wiederum scheinen sich Spechte gerade derart wohlzufühlen, dass Immobilienbesitzer bereits um die Statik ihrer Häuser fürchten. Es ist Balzzeit, und nicht nur bei Spechten ist es üblich, dass derjenige, der am lautesten trommelt, immer das meiste Gehör findet. Zudem scheint es sich unter den Tieren herumgesprochen zu haben, dass das Erstellen einer Höhle in einem Baumstamm zwei bis drei Wochen benötigt. In einer Mauer ist so eine Specht-Wohnung schon in zwei bis drei Tagen fertig. Immer mehr Kärntnerinnen und Kärntner, so der ORF, legen sich daher Vogelattrappen zu, um ihre Immobilie gegen Beschnäbelung zu schützen.

Die Spechte aber, so stellen Vogelschützer nun fest, weichen bei der Wohnungsplanung nicht etwa in den Wald aus, wo sie zugleich dem Borkenkäfer den Garaus machen könnten. Nein, sie suchen sich andere Häuser. Solche, die noch keine Spechtattrappe an der Wand haben. Einen Ausweg aus dieser verfahrenen Situation kann neben der Ausstattung aller Kärntnerinnen und Kärntner mit Plastikvögeln eigentlich nur noch die flächendeckende Ansiedlung von Uhus, Sperbern und Wanderfalken bieten, welche zu den natürlichen Specht-Feinden gehören. Erste Demonstrantinnen und Demonstranten warnen allerdings bereits: Aufrüstung ist immer der falsche Weg! Also, da weiß man jetzt gar nicht, was man raten soll.

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