Visite beim Eisbären:Ich war bei Knut

Alle wollen den kleinen Eisbären sehen. Doch wie ist es wirklich, einmal einen Blick auf Knut zu werfen? sueddeutsche.de war da.

miba

Plötzlich war da diese Mikrofonstimme, wie irgendwo auf dem Jahrmarkt. Die Stimme faselte etwas von "...nicht drängeln... Kinder .... Knut". In der Ferne eine Menschentraube, ein Gehege, ein kleiner Eisbär. Da war er: Ich war bei Knut.

Knut tollt in seinem Freigehege herum. (Foto: Foto: dpa)

Knut lief, Knut tollte mit dem Tierpfleger, Knut scherte sich nicht um die Menschen. Er war klein, unendlich süß. Er hatte Spaß. Der Wind wehte Fragmente einer Mikrofonstimme herüber. Hier geschah Relevantes, hier war ein Star. Und ich war dabei.

Wenig später saß ich bei zwei Tierpflegern am Tisch, zufällig, im Zoo-Restaurant. Sie sprachen, worüber sonst, über Knut. Der Zoo, sagte der eine, sei an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. Wer dienstlich das Gelände durchqueren wolle, komme zu den Knut-Zeiten kaum noch vorwärts.

Schlimmer noch: Die meisten Besucher eilten, statt sich andere Tiere anzuschauen, nach der Knut-Schau gleich wieder davon. Und für andere kleine Eisbären, etwa in Rostock, interessiere sich kein Mensch.

Dafür stimmt in Berlin jetzt die Kasse. Zwölf Euro kostet das winzige Knut-Stofftier, und die Leute stehen Schlange dafür. Nun soll der Zoo womöglich etwas größer werden, für noch mehr Besucher. Dumm nur, dass Knut auch größer wird. Der Arme wird irgendwann ganz schön einsam sein.

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