Bei dem Angriff in der österreichischen Stadt Villach handelt es sich nach Angaben von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) um einen „islamistischen Anschlag mit IS-Bezug“. Ein „islamistischer Attentäter“ habe wahllos auf Menschen eingestochen, sagte der Innenminister in einer Pressekonferenz am Sonntagmittag. Der Täter habe sich im Internet radikalisiert, sagte Karner. Bei dem Syrer sollen eine IS-Fahne und Propagandamaterial gefunden worden sein, aber es wurden keine Waffen oder andere gefährliche Gegenstände sichergestellt.
Ein 14-Jähriger kam bei dem Angriff am Samstagnachmittag ums Leben. Fünf Menschen wurden verletzt, drei Opfer müssen nach Angaben der Polizei intensivmedizinisch behandelt werden. Der mutmaßliche Täter soll die Passanten mit einem Klappmesser mit zehn Zentimeter Klingenlänge angegriffen haben. Die Tatwaffe wurde am Boden liegend gefunden und sichergestellt.
Der Innenminister sagte, es müssten nun mit Entschlossenheit Konsequenzen gezogen werden: „Einsperren und Abschieben.“ Der Politiker der konservativen ÖVP sprach sich für „anlasslose Massenüberprüfungen“ aus. Weil der Mann bisher nicht auffällig gewesen sei, müsse es möglich sein, eine anlasslose Überprüfung von speziellen Zielgruppen, „Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund“, durchzuführen.
Schlimmeres verhindert hat ein 42-jähriger Syrer, der als Essenslieferant tätig ist und mit seinem Fahrzeug zufällig vor Ort war. Er hat den Messerstecher angefahren. Ein Essenszusteller habe durch seine engagierte Tat ermöglicht, dass der Angreifer festgenommen werden konnte, sagte der Innenminister. Auch der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser bedankte sich für den „couragierten Einsatz“ des Mannes. „Das zeigt, wie eng Böses und Humanes beieinander liegt“. Er nutzte seinen Auftritt bei der Pressekonferenz für einen Appell, auch in schwierigen Zeiten Menschlichkeit zu bewahren. Man werde aber vieles überdenken müssen, sagte der SPÖ-Politiker. Am Dienstag werde es einen Sicherheitsgipfel in Kärnten geben.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich nach Angaben der Polizei um einen 23 Jahre alten Mann, der eine Aufenthaltsberechtigung für Österreich besitzt. Vorerst war unklar, ob es sich um einen Einzeltäter handelt. Allerdings gingen die österreichischen Sicherheitsbehörden nicht von einer weiteren akuten Gefahr aus. In Villach wurde die Polizeipräsenz dennoch erhöht.
Bundespräsident Alexander van der Bellen nannte die Tat „entsetzlich“. Am Sonntag schrieb er auf der Plattform X: „Kein Wort kann das Leid, den Schrecken, die Angst ungeschehen machen.“ Der Kärntner Bischof Josef Marketz sagte: „Dieses schreckliche Verbrechen erschüttert mich zutiefst und macht viele Menschen fassungslos und wütend.“ Ausdrücklich rief Marketz auch zu Besonnenheit und Zusammenhalt in der Gesellschaft auf. „Die Gewalttat fordert unsere Gesellschaft heraus, viele sind besorgt um die Zukunft und die Sicherheit in unserem Land“, so der Bischof von Gurk-Klagenfurt. Auch warnte Marketz vor „Pauschalbeurteilungen, die niemandem helfen und auch keine Probleme lösen“.
Kickl fordert „rigoroses Durchgreifen“
Der Anschlag fällt in eine Zeit des politischen Umbruchs in Österreich. Bei den Parlamentswahlen im vergangenen September wurde die rechte FPÖ stimmenstärkste Partei. Verhandlungen zwischen FPÖ und der konservativen ÖVP zur Bildung einer Koalitionsregierung waren Mitte der Woche gescheitert. Das Vorgehen gegen illegale Einwanderung und das Versprechen, Abschiebungen in Länder wie Syrien und Afghanistan, in die derzeit keine Menschen ausgewiesen werden dürfen, zu verstärken, stehen im Mittelpunkt des FPÖ-Wahlprogramms.
„Wir brauchen rigoroses Durchgreifen im Asylbereich und dürfen uns Zustände wie in Villach nicht weiter importieren“, erklärte FPÖ-Chef Herbert Kickl nach der Messerattacke. ÖVP-Politikerin Johanna Mikl-Leitner, Landeshauptfrau des Bundeslandes Niederösterreich, erklärte: „Ich sage seit Monaten, dass eine künftige Regierung strenge Maßnahmen gegen Integrationsverweigerer setzen muss, sonst braucht sie gar nicht antreten.“