Vietnamkrieg:US-Arzt bringt amputierten Arm zurück

Arzt und Veteran

Der Kriegsveteran Nguyen Quang Hung (li.) freut sich über seinen Knochen und den Besuch seines ihn damals behandelnden Arztes Sam Axelrad.

(Foto: AFP)

"Ich war der Hüter dieses Arms": Mehr als 40 Jahre nach einer Notamputation im Vietnamkrieg hat ein US-Arzt einem Patienten den Knochen seines Unterarms zurückgebracht. Für den Veteranen hat dieser Knochen wahrscheinlich noch einen großen Nutzen.

1966 musste ein amerikanischer Arzt im Vietnamkrieg einem feindlichen Soldaten seinen Unterarm amputieren. Diesen Arm brachte er seinem ehemaligen Patienten nun zurück. "Ich war der Hüter dieses Arms", sagt der Mediziner Sam Axelrad, 74, nachdem er den Knochen an Nguyen Quang Hung übergeben hat. Dieses Gefühl mache ihn unbeschreiblich glücklich.

Axelrad hatte den Arm im Jahr 1966, neun Jahre vor Kriegsende, amputiert. Der Vietcong Nguyen hatte damals eine schwere Schussverletzung im Arm. "Es war klar, dass er operiert werden musste, aber wir konnten ihn nirgends hinschicken", erklärt der Arzt heute den Entschluss zur Amputation.

Das Pflegerteam um Axelrad hob die Knochen damals auf, bastelte mit Draht daraus wieder einen Arm und gab ihn dem Arzt als Erinnerung an die Operation. Axelrad, der sich nach dem Krieg als Urologe in Texas niederließ, fand die Knochen vor ein paar Jahren in einer alten Armeekiste und beschloss, sie nach Vietnam zurückzubringen. Eine vietnamesische Zeitung berichtete über Axelrads Suche nach dem Patienten, und ein Verwandter von Nguyen meldete sich schließlich.

"Man darf Knochen im Koffer mit sich führen"

Monatelang habe er mit der vietnamesischen Vertretung in den USA und den US-Ausfuhrbehörden über sein Vorhaben verhandelt, sagt Axelrad. Schließlich habe sich aber herausgestellt, dass Knochen im Fluggepäck transportiert werden dürften. "Man darf Knochen im Koffer mit sich führen", sagte Axelrad. Nun reiste er endlich in die Stadt An Khe in der Region Zentrales Hochland im Süden Vietnams, um den Knochen persönlich an Nguyen Quang Hung zurückzugeben.

Auch der 73-jährige Nguyen freut sich über die Rückgabe des Knochens. "Ich bin sehr glücklich, ich denke, dies kommt in Vietnam und wahrscheinlich in der ganzen Welt selten vor", sagt der Vater von sieben Kindern. Nun hoffe er darauf, endlich als Kriegsinvalide anerkannt zu werden. Alle seine Militärpapiere seien verschollen, aber der Knochen diene nun als Beweis dafür, dass er Anspruch auf eine Invalidenrente habe.

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