Vierfachmord von Eislingen:Habgier als Mordmotiv

Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage wegen des Vierfachmordes von Eislingen. Der mutmaßliche Haupttäter soll aus Gier den Tod seiner Familie geplant haben.

Bernd Dörries, Stuttgart

In dem Loch in der Erde, in dem auch die Pistolen lagen, fand die Polizei eine Liste. Es war eine Art Wunschzettel. Was er haben wollte, wenn er Geld hätte, hatte Frederik B., 19, darauf notiert. In der Nacht zum Karfreitag zog er dann los, so scheint es zu sein, um sich das Geld zu holen. Um mit seinem Freund Andreas H., 18, dessen Eltern und die beiden Schwestern zu erschießen. Sie steckten die beiden Pistolen, die sie aus dem Vereinsheim der Schützengilde Eislingen gestohlen hatten, in aufgeschnittene Plastikflaschen, damit es nicht so laut ist.

Vierfachmord von Eislingen: Andreas H.: Der mutmaßliche Haupttäter schweigt bei der Polizei.

Andreas H.: Der mutmaßliche Haupttäter schweigt bei der Polizei.

(Foto: Foto: ddp)

Dann feuerten die beiden genau 30 Schüsse ab und töteten Hansjürgen H., 57, und seine Frau Else, 55. Danach erschossen sie die Schwestern Annemarie, 22, und Ann-Christin, 24, die vor dem Fernseher saßen. Auf die jungen Frauen wurden zehn beziehungsweise neun Schüsse abgegeben. Das ist der Tatverlauf, den die Staatsanwaltschaft Ulm ermittelt hat. Am Freitag erhob sie Anklage gegen Andreas H. und Frederik B. wegen vierfachen heimtückischen Mordes aus Habgier. Sie wollten offenbar an das Geld der Eltern kommen.

In Eislingen, das in der Nähe von Göppingen liegt, war die Familie H. bekannt und geachtet. Der Vater hatte eine Naturheilpraxis, die ganze Familie engagierte sich in der Kirche. Die älteren beiden Schwestern von Andreas studierten auf Lehramt, wohnten aber noch zu Hause.

Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass sich Andreas "im Vergleich zu seinen Schwestern familiär benachteiligt fühlte". Der 18-Jährige soll bereits seit längerem überlegt haben, von zu Hause auszuziehen. Die Eltern wollten ihm in diesem Fall dann nur noch die gesetzlich vorgeschriebene Summe zahlen. Deshalb habe Andreas H. die Idee entwickelt, über die Tötung seiner Eltern und seiner Schwestern Alleinerbe eines in der Schweiz angelegten sechsstelligen Guthabens zu werden, glaubt die Staatsanwaltschaft. Sein Freund sollte davon auch profitieren.

Frederik B. hat seine Tatbeteiligung gestanden, Andreas H. schweigt unterdessen bei der Polizei, soll aber einem Gefängnismitarbeiter Teile der Tat gestanden haben. Die Polizei kann nach eigenen Angaben die beiden Waffen durch DNS-Spuren den Beschuldigten zuordnen.

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