Vier Jahre nach Polizistenmord von Heilbronn:Ermittler finden Dienstwaffe - neben Leichen

Das "Phantom von Heilbronn" war tatsächlich ein Phantom. Doch die Bluttat ist real: Viereinhalb Jahre nach dem Mord an einer Polizistin in Heilbronn hat die Polizei nun möglicherweise eine neue Spur. Beamte finden die Dienstwaffe der Kollegin in Thüringen. Neben zwei Leichen.

Viereinhalb Jahre nach dem Mord an einer Polizistin im baden-württembergischen Heilbronn gibt es offenbar eine neue Spur - und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, auf noch rätselhafte Weise. Die Polizei in Thüringen hat die Waffen der im April 2007 erschossenen Polizistin und ihres damals schwer verletzten Kollegen in einem brennenden Wohnmobil bei Eisenach gefunden. Neben den entwendeten Dienstpistolen lagen zwei Leichen, teilte das Landeskriminalamt Baden-Württemberg an diesem Montag mit.

Geraubte Dienstpistolen des Heilbronner Polizistenmordes sichergestellt

Die ermordete Polizistin Michele K. auf einem Archivfoto.

(Foto: dapd)

Damit gibt es eine neue Spur in einem der mysteriösesten Mordfälle Deutschlands. Auf die Waffen stießen die Beamten offenbar bei Ermittlungen nach einem Banküberfall: Zwei bewaffnete Männer hatten am Vormittag des vergangenen Freitags in Eisenach eine Sparkasse überfallen und dabei einen Angestellten verletzt. Gegen Mittag entdeckte die Polizei in Stregda bei Eisenach zwei Leichen in einem Wohnmobil - es war ausgebrannt.

Zuvor soll es zwei laute Knallgeräusche gegeben haben. Ob sich die 34 und 38 Jahre alten Männer selbst erschossen haben, ist noch unklar. Wie der thüringische Innenminister Jörg Geibert inzwischen bestätigte, werden sie für den Banküberfall in Eisenach verantwortlich gemacht. Außerdem werde ihnen ein weiterer Überfall in Arnstadt vom September zur Last gelegt, sagte der CDU-Politiker.

Die Beamtin, die 2007 in Heilbronn ermordet und deren Pistole nun neben den Leichen entdeckt wurde, stammte aus Thüringen. Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen ihrer Herkunft und dem Fundort der Waffen, ist offen. Das Landeskriminalamt gibt aufgrund der laufenden Ermittlungen keine weitergehenden Auskünfte zu den möglichen Hintergründen.

Das LKA Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft arbeiten derzeit eng mit der Thüringer Polizei zusammen, um mögliche Verbindungen des aktuellen Falls zu dem Mord vor viereinhalb Jahren aufzuklären.

Als wären die jüngsten Vorfälle nicht schon rätselhaft genug: Am Freitagnachmittag nur wenige Stunden nach dem Banküberfall, explodierte dann im sächsischen Zwickau aus ungeklärter Ursache ein Haus, dessen drei Bewohner zunächst vermisst wurden.

Fahdung nach einer Unbekannten

An diesem Montag stellte sich heraus: Zwei der Bewohner waren die Toten aus dem Wohnmobil. Eine 36 Jahre alte Frau, die ebenfalls in dem explodierten Haus gelebt hatte, habe das Gebäude kurz vor der Explosion verlassen, teilte die Polizei mit. Nach ihr wird gefahndet.

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn und das LKA ermitteln derzeit in enger Kooperation mit der Thüringer Polizei, um mögliche Zusammenhänge mit dem Heilbronner Polizistenmord aufzuklären - einen der rätselhaftesten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte.

In dem Fall war jahrelang nach einer weibliche Täterin gesucht worden, dem "Phantom von Heilbronn". Die Polizei sprach von einer UWP, einer unbekannten weiblichen Person. Die Ermittler begannen nach der Frau zu suchen, nachdem ihre DNS an 40 Tatorten sichergestellt wurde. Allerdings kamen den Polizisten selbst bald Zweifel, weil die DNS bei kleineren Delikten ebenso wie bei brutalen Gewaltverbrechen und an vielen verschiedenen Orten auftauchte. Im März 2009 war schließlich klar: Kontaminierte Wattestäbchen hatten die Ermittler in eine Sackgasse geführt.

Aber auch wenn besagte UWP sich tatsächlich als Phantom herausstellte: Der Mord von Heilbronn ist weiterhin ungeklärt. Möglicherweise haben die Ermittler nun eine neue heiße Spur in dem Fall, der deutschlandweit Bestürzung auslöste.

Die 22-jährige Polizistin war am 25. April 2007 auf der Heilbronner Theresienwiese mit einem Schuss in den Kopf getötet worden. Ihr 25-jähriger Kollege wurde durch Schüsse lebensgefährlich verletzt und kann sich bis heute an die Tat nicht erinnern. Augenzeugen der Tat wurden nie ermittelt, obwohl das Gelände in der Regel belebt ist. Lediglich der Tatzeitpunkt gegen 14 Uhr gilt als sicher, da Zeugen Schüsse hörten. An einem Trauermarsch für die ermordete Beamtin nahmen 2000 Polizisten teil.

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