Ein Blick über das Basiscamp am Mount Everest. Der deutsche Bergsteiger Jost Kobusch schwenkt mit der Kamera über das Lager. "Der Boden wackelt", sagt der 22-Jährige, dann rast eine weiße Wand auf das Camp und Kobusch und die anderen Bergsteiger zu. Ihnen bleiben nur wenige Sekunden, um zu reagieren.
Kurz nach dem schweren Erdbeben im Himalaya rollte am Samstag eine gewaltige Lawine auf das Basislager in 5400 Metern Höhe nieder. Kobusch und andere Bergsteiger verharren in einem Zelt, als sie wieder herauskommen, ist von dem Basislager kaum mehr etwas übrig. Dutzende Zelte sind zerstört, über allem liegt eine dicke Schneeschicht.

"Lasst uns am Küchenzelt zusammenkommen", sagt Kobusch der zweieinhalbminütigen Aufnahme zufolge. Doch dann fällt ihm auf: "Oh nein, das Küchenzelt gibt es nicht mehr."
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Erstes Lebenszeichen per Pieper
Kobusch stammt aus dem ostwestfälischen Borgholzhausen. Sein Vater Falk Kobusch sprach am Montagmorgen mit seinem Sohn. Der angehende Medizinstudent benötige keine Hilfe von außen und sei "agil und kräftig", sagte der Vater auf Anfrage von SZ.de. Sein Sohn befinde sich gemeinsam mit anderen auf dem Abstieg in ein sicheres Dorf. Andere Bergsteiger würden nun von Hubschraubern abgeholt.
In den vergangenen Tagen sei das Tracking-Programm seines Sohnes mehrmals ausgefallen und auch sein Satelliten-Telefon habe in letzter Zeit nicht verlässlich funktioniert. Am Samstagmorgen, 9.30 Uhr deutscher Zeit, habe Jost Kobusch über seinen Pieper ein erstes Lebenszeichen gesendet. "Da wussten wir noch nicht einmal von einer Lawine", sagt sein Vater. Im Vorfeld der Reise habe sein Sohn für alle Eventualitäten eine Expeditionsversicherung abgeschlossen, die auch eventuell anfallende Rettungskosten trägt.
Durch die Lawine am Basislager sind offenbar 18 Menschen getötet und mindestens 65 schwer verletzt worden. Die Zahl der Opfer wird wohl noch steigen. Dass eine Lawine überhaupt bis zu dem Lager habe vordringen können, sei ein Jahrhundertereignis, heißt es.
Der Mai gilt als Höhepunkt der Klettersaison am Mount Everest, deshalb hielten sich zum Zeitpunkt des Unglücks etwa tausend Menschen in dem Camp auf.