Video in Frankreich:Empörung nach gewalttätigem Angriff auf Frau

  • In einem Post in den sozialen Medien berichtet die 22-jährige Marie Laguerre, wie sie von einem Mann auf offener Straße belästigt und geschlagen wird.
  • Zu ihrem Text hat Laguerre Videoaufnahmen der Überwachungskamera des Cafés gestellt, vor dem sie angegriffen wurde.
  • Der Fall löst in Frankreich eine Debatte über sexuelle Belästigung aus.

Auf ihrem Facebook-Account berichtet die 22-jährige Marie Laguerre, wie ihr in der vergangenen Woche ein Mann in Paris auf dem Nachhauseweg folgte und "auf demütigende und provokante Weise" anzügliche Geräusche und Bemerkungen machte. Sie habe daraufhin "Halt's Maul!" gerufen und sei weitergegangen. Das habe den Mann provoziert. Er sei ihr gefolgt, habe einen Aschenbecher nach ihr geworfen und sie dann ins Gesicht geschlagen - vor Dutzenden Zeugen, die in einem Café saßen.

Zu ihrem Text hat Laguerre Videoaufnahmen der Überwachungskamera des Cafés gestellt, vor dem sie angegriffen wurde. Das Video wurde zunächst bei Facebook, dann bei Twitter veröffentlicht. Darin ist auch zu sehen, wie Gäste des Cafés aufspringen, ein Mann greift zu einem Stuhl. Als der Angreifer weggeht, diskutieren mehrere Gäste noch mit ihm, dann verschwindet er. Laguerre erstattete Anzeige bei der Polizei. Am Montag nahm die Pariser Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen Gewalt und sexueller Belästigung auf.

Der Vorfall hat in Frankreich eine Debatte ausgelöst

Und auch in der Politik wird der Fall diskutiert. So sagte Marlène Schiappa, die französische Staatsekretärin für die Gleichstellung der Geschlechter, der Zeitung Le Parisien: Was hier auf dem Spiel stehe, sei ernst. Es gehe um die "Freiheit der Frauen", sich frei in der Öffentlichkeit zu bewegen. Die Politik müsse eine starke Antwort geben. Denn dies sei der erste Fall, bei dem in Frankreich über Belästigung auf der Straße gesprochen werde.

Dabei passiere das täglich, schreibt Marie Laguerre auf Facebook. Dieser Vorfall sei eben nicht der erste gewesen sei. "Männer, die glauben, dass ihnen auf der Straße alles erlaubt ist, um uns zu demütigen, und die nicht ertragen, dass man sie verärgert, sind nicht hinnehmbar. Es ist an der Zeit, dass diese Art von Verhalten aufhört."

Schiappa kündigte an, dass die französische Regierung im Herbst ein Gesetz auf den Weg bringen werde, das vorsehe, sexuelle Belästigung direkt mit Bußgeldern zu belegen. Schiappa forderte zugleich die Zeugen des Vorfalls im Café auf, der Polizei bei der Suche nach dem Mann zu helfen.

Zuspruch bekam Laguerre auch von der Bürgermeisterin des 10. Pariser Arrondissements, Alexandra Cordebard. Auf Twitter schrieb sie. "Leider passiert das, was sie erlebt hat, viel zu häufig. Das ist empörend. Sexuelle Gewalt muss unermüdlich bekämpft werden." Das Video im Facebook-Post wurde inzwischen weit mehr als eine Million Mal geklickt. Und mehrere tausend Mal geteilt.

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