Verwicklungen im Fall Strauss-Kahn:Stelldichein im OECD-Büro

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Ihre Tochter Tristane Banon hat acht Jahre lang gewartet, bevor sie Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung anzeigte. Anne Mansouret soll mitschuld an ihrem Schweigen sein - sie ist offenbar selbst Strauss-Kahns Anziehungskraft erlegen.

Eine dominante Mutter, das Pariser Büro der OECD und ein stürmischer One-Night-Stand: Das sind die Zutaten der jüngsten Entwicklungen im Fall Strauss-Kahn. Anne Mansouret, Mutter von Tristane Banon, hatte offenbar selbst ein Intermezzo mit dem früheren Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) - dem Mann, der versucht haben soll, ihre Tochter zu vergewaltigen.

Sie habe ihre Tochter von einer Anzeige Strauss-Kahns abgehalten, sagte Anne Mansouret der Pariser Polizei. Die 65-Jährige soll selbst eine Affäre mit DSK gehabt haben. (Foto: AFP)

Längst ist klar, dass es in der Affäre DSK nicht nur um zwei Einzelfälle geht, in denen dem dem Politiker versuchte Vergewaltigung und sexuelle Belästigung vorgeworfen wird. Es geht um die gefährliche Nähe von Sex und Macht, um Intrigen und politisches Ränkespiel - und eine wichtige Figur in diesem Spiel ist Anne Mansouret. Die Politikerin sitzt im Rat des nordfranzösioschen Départements Eure, ist eng mit der Familie Strauss-Kahn verbunden - und soll ihre Tochter Tristane Banon gedrängt haben, den früheren IWF-Chef nach der mutmaßlichen versuchten Vergewaltigung 2003 nicht anzuzeigen. Dass die beruflich erfolgreiche und privat dominante Frau dabei eine entscheidende Rolle spielte, darin waren sich die Analysten und Kommentatoren der französischen Presse längst einig.

Die sensationellen Verwicklungen veröffentlichte am Montagabend das Nachrichtenmagazin l'Express auf seiner Homepage: Mansouret habe zugegeben, selbst eine Affäre mit dem Sozialisten gehabt zu haben, steht da zu lesen. Und nicht irgendwo soll diese Beichte stattgefunden haben, sondern während der offiziellen Vernehmung Mansourets bei der Polizei.

"Einvernehmlich, aber durchaus brutal" sei ihr einmaliges Zusammentreffen gewesen, sagte Mansouret demzufolge der Polizei. Ereignet haben soll es sich im Pariser Büro der OECD im Jahr 2000. Zu dieser Zeit wurde Strauss-Kahn zum Sonderberater der Organisation ernannt. Sie habe lange überlegt und sich nun zu dem Geständnis durchgerungen, soll Mansouret gesagt haben.

In dem Verhör, das sechs Stunden gedauert haben soll, wandte sie sich laut l'Express auch gegen jene Parteifreunde Strauss-Kahns, die ihn als Verführer und Herzensbrecher darstellten. Er sei nicht darauf aus, den Frauen zu gefallen, sondern sich ihrer zu bemächtigen, zitiert das Magazin Mansouret. Niemals hätte sie diese Erfahrung wierderholen wollen.

Mansouret ist nicht nur eine Parteifreundin Strauss-Kahns, sondern auch eine enge Vertraute seiner Ex-Frau Brigitte Guillemette. Diese ist auch Patin ihrer Tochter Banon. Die Töchter der beiden Frauen, Banon und Camille Strauss-Kahn, sind einander ebenfalls eng verbunden. Guillemette selbst wurde bereits am Freitag vernommen, an diesem Dienstag machte Camille ihre Aussage.

In dem Verhör erklärte Mansouret dem Bericht zufolge auch, warum sie ihrer Tochter von einer Anzeige abgeraten hatte: Ein Anwalt habe ihr erklärt, dass die Aussichten auf Erfolg nicht besonders groß seien, da Strauss-Kahn die Vorwürfe als Racheakt einer enttäuschten Journalistin hätte zurückweisen können. Sie habe sich mit Strauss-Kahns Ex-Frau Guillemette ausgetauscht - und auch den damaligen Parteichef François Hollande auf dem Laufenden gehalten. Nach Informationen von lefigaro.fr soll Hollande im September im Rahmen der Vorermittlungen vernommen werden.

Die 32 Jahre alte Autorin Tristane Banon hatte Strauss-Kahn wegen versuchter Vergewaltigung bei einem Interview-Termin vor acht Jahren angezeigt. Strauss-Kahn hatte die Vorwürfe im Gespräch mit dem Autor seiner Biografie zurückgewiesen und sie als "erfundene Geschichten" bezeichnet. Die Staatsanwaltschaft entscheidet nach Abschluss der Vorermittlungen, ob sie ein Verfahren einleitet. Falls es sich ihrer Ansicht nach um sexuelle Belästigung handelt, wäre die mutmaßliche Straftat bereits verjährt. Im Fall einer Verurteilung wegen versuchter Vergewaltigung droht Strauss-Kahn hingegen eine Haftstrafe von 15 Jahren.

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