Süddeutsche Zeitung

Verurteilter Journalist:Mumia Abu-Jamal - Hoffnung hinter Gittern

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Verurteilter Polizistenmörder und Held der Linken: Der schwarze US-Journalist Mumia Abu-Jamal sitzt seit 28 Jahren im Gefängnis - jetzt kann er auf einen neuen Prozess hoffen.

Günter Grass, Susan Sarandon und Paul Newman ergriffen Partei für ihn, das Grafitti "Free Mumia!" prangt noch heute auf Wänden von Kreuzberg bis Philadelphia. Der Fall des ursprünglich wegen Mordes an einem Polizisten zum Tode verurteilten US-Journalisten Mumia Abu-Jamal wird jetzt neu aufgerollt.

Das Oberste Gericht der USA verwies den Fall am Dienstag zurück an ein Bundesberufungsgericht im Bundesstaat Pennsylvania. Dieses solle ein Urteil aus dem Jahr 2008 überprüfen, in dem Abu-Jamals Todesstrafe in lebenslange Haft umgewandelt wurde, urteilten die höchsten US-Richter in Washington.

Der Bundesstaat Pennsylvania hatte das Oberste Gericht eingeschaltet, um die Todesstrafe gegen Abu-Jamal aufrecht zu erhalten.

Der heute 54 Jahre alte Journalist war 1982 wegen Mordes an einem weißen Polizisten zum Tode verurteilt worden. Er hatte stets seine Unschuld beteuert. Zudem waren immer wieder Vorwürfe laut geworden, in dem Verfahren habe es rassistische Vorbehalte gegeben. Der Geschworenen-Jury hatten damals zehn Weiße und zwei Afroamerikaner angehört.

Während seiner Haft setzte Abu-Jamal seine politische Arbeit fort und veröffentliche unzählige Texte. Er wurde zur Ikone der Bewegung gegen die Todesstrafe. Vielen Bürgerrechtsaktivisten gilt sein Fall als exemplarisch für den institutionalisierten Rassismus im US-Justizsystem.

In den neunziger Jahren gingen weltweit Millionen Menschen für Abu-Jamals Freilassung auf die Straße, in Paris ist eine Straße nach ihm benannt. Erst am Montag hatten mehr als 7000 Unterzeichner einer Petition einen Appell zur Rettung Abu-Jamals an US-Präsident Barack Obama gerichtet. Nach Angaben seines Anwalts Robert Bryan fordern die Unterstützer Obama auf, "sich gegen die Todesstrafe für Mumia Abu-Jamal sowie für viele Männer, Frauen und Kinder in der Welt" auszusprechen. Zu den Unterzeichnern gehören der Schriftsteller Günter Grass sowie die Witwe des früheren französischen Präsidenten François Mitterrand, Danielle Mitterrand. Sie argumentieren, dass die Todesstrafe für eine zivilisierte Gesellschaft "inakzeptabel sei und die Menschenrechte verletze.

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AFP/jab
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