Süddeutsche Zeitung

Versteckspiele bei Ikea:Schluss mit lustig

Es begann mit 1000 Belgiern, die sich in Kühlschränke zwängten. Nun haben sich Zehntausende Niederländer über Facebook in Ikea-Filialen zum Versteckspielen verabredet. Dem Möbelkonzern wird das zu kindisch.

Von Julia Rothhaas

Auf Betten springen, im Bällebad toben und anschließend Hot Dogs essen: Für Kinder ist Ikea so etwas wie ein Indoor-Spielplatz. Dass sich das schwedische Möbelhaus auch wunderbar für Versteckspiele anbietet, hat sich jüngst auch bei den Erwachsenen herumgesprochen.

In den Niederlanden haben sich mehrere tausend Menschen über Facebook bei Ikea verabredet, um sich dort in Pax-Schränken und unter Malm-Betten zu verstecken. Allein für die Filiale Eindhoven haben sich über 32 000 Menschen angemeldet, 19 000 wollen in Amsterdam und 12 000 in Utrecht mitmachen. Ikea wurde es nun zu bunt, die Geschäftsführung hat sämtliche Spiele dieser Art untersagt.

Aus ein paar Freunden wurde eine Massenveranstaltung

Vorreiter für diese Idee ist die 29-jährige Elise De Rijck aus dem belgischen Antwerpen. Sie erstellte im vergangenen Jahr eine Liste mit 30 Dingen, die sie vor ihrem 30. Geburtstag unbedingt machen will. Darunter: eine Schlammschlacht, sich hypnotisieren lassen, ein Buch schreiben - aber eben auch Verstecken spielen bei Ikea. "Ich habe das Spiel als Kind geliebt. Weil das letzte Mal so lange her ist, habe ich überlegt, wo ich das mit meinen Freunden noch mal machen könnte. Ikea ist dafür der perfekte Ort", sagte sie der SZ.

Aus ein paar Freunden wurden allerdings über 13 000 Menschen, das Unternehmen bekam Wind von der Aktion und übernahm im Juli 2014 schließlich die Organisation, inklusive Hot-Dog-Stand auf dem Parkplatz. "1000 Menschen durften mitspielen, dafür musste man sich vorab registrieren", so De Rijck. Nach sieben Runden sei jedoch Schluss gewesen. Was mehr als genug war, denn gesucht wurde so lange, bis alle bereits Gefundenen von einer Liste gestrichen waren. De Rijck musste jedoch nicht alleine suchen, Hilfe bekam sie von jedem, den sie bereits ausgemacht hatte. "Die Leute steckten in Vitrinen, Kühlschränken und Kisten mit Stofftieren. Sie vergruben sich unter Taschen und Teppichen. Das beste Versteck war in einem Bettkasten, darin war es aber sehr heiß."

Für Ikea sind seltsame Anfragen nichts Neues

Ikea Deutschland hat bislang noch keine ähnlichen Anfragen erhalten oder von inoffiziellen Planungen über soziale Netzwerke erfahren. "Wir sind zwar für lustige Ideen immer zu haben", sagte Pressesprecherin Isolde Debus-Spangenberg der SZ. "Aber für uns spielt der Sicherheitsaspekt natürlich die größte Rolle, auch wenn ein geplantes Versteckspiel wohl an Spontaneität verliert."

Seltsame Anfragen bekommt Ikea immer wieder. "Meistens wollen die Menschen bei uns heiraten. Noch hat sich aber kein Standesbeamter gefunden, der in der Möbelausstellung trauen will." Ob die fehlende Traubereitschaft auch mit der Ankündigung von Ikea zu tun hat, das im vergangenen August angekündigte Umtauschrecht auf Lebenszeit wieder einzuschränken, ist nicht bekannt.

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Quelle:
SZ vom 18.03.2015
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