Verseuchte Milch:Der Skandal erreicht Europa

In den Niederlanden sind in chinesischen Keksen Spuren von Melamin entdeckt worden - die deutsche Regierung erlässt Einfuhrverbote.

In den Niederlanden sind in chinesischen Import-Keksen Spuren der Industriechemikalie Melamin entdeckt worden. Wie die niederländische Lebensmittelaufsicht mitteilte, handelt es sich um die Sorten Nuss und Schokolade der Keks-Marke "Koala". Das Produkt sei vom Markt genommen worden.

Verseuchte Milch: Die verseuchte chinesische Milch ist inzwischen ein weltweites Problem.

Die verseuchte chinesische Milch ist inzwischen ein weltweites Problem.

(Foto: Foto: dpa)

Die Kekse wurden den Angaben zufolge in chinesischen Geschäften verkauft. Die nachgewiesene Melamin-Menge sei gering, es bestehe nur ein "extrem kleines" Gesundheitsrisiko. "Nur der tägliche Verzehr von zwei Kilogramm dieser Kekse würde Kinder gefährden", hieß es in der Erklärung.

In Deutschland wurde bisher kein verseuchtes Milchpulver aus China gefunden, versichert das Bundesverbraucherministerium: "Es gibt zurzeit keine Hinweise, dass Melamin-belastete Lebensmittel aus China nach Deutschland gelangt sind." Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) hat dennoch per Eilverordnung ein Einfuhrverbot für Babynahrung aus China erlassen.

Damit treten EU-Maßnahmen in Kraft, die vor einigen Tagen beschlossen wurden, teilte das Verbraucherministerium in Berlin mit. Mindestens drei Kinder waren in China ums Leben gekommen, nachdem mehrere Unternehmen minderwertige Milch mit der Chemikalie Melamin vermischt hatten. Mehr als 50.000 Säuglinge erkrankten an Nierensteinen.

Wegen des Milchskandals in China hat die niederländische Lebensmittelaufsicht fast 50 in China hergestellte Waren getestet. In den "Koala"-Keksen fanden die Behörden vier beziehungsweise fünf Milligramm Melamin pro Kilo. Neben dem Einfuhrverbot für Babynahrung sollen in der Europäischen Union alle anderen Produkte mit einem Anteil von mehr als 15 Prozent Milchpulver geprüft werden, bevor sie in den Handel gelangen.

Weil die EU kein Milchpulver und keine Milch aus China einführt, geht es um Produkte wie Schokolade oder Kekse. Am Montag war bekannt geworden, dass der internationale Süßwarenhersteller Cadbury nach eigenen Angaben zur Vorsicht elf Schokoladenprodukte zurückzog, die im Pekinger Werk hergestellt wurden und in Hongkong verkauft werden.

Die chinesische Polizei hat laut staatlichen Medienberichten weitere 27 Verdächtige festgenommen. Damit seien seit dem Beginn der Ermittlungen bislang 36 Verdächtige gefasst worden, berichtete die Zeitung China Daily. In 31 Provinzen des Landes wurden Arbeitsgruppen eingerichtet, die das gesamte System der Milchproduktion und -vermarktung überprüfen und reformieren sollen.

Die Milchsammelstationen spielten den Ermittlungen zufolge eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung der verseuchten Milch. Mitarbeiter mischten verwässerter Milch dort offenbar Melamin bei, um einen höheren Eiweißgehalt vorzutäuschen.

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