Süddeutsche Zeitung

Verschwundene Studenten in Mexiko:Bandenchef stirbt bei Polizeieinsatz

Lesezeit: 2 min

Anführer der "Guerreros Unidos" getötet

Nach dem Verschwinden von Dutzenden Studenten in Mexiko ist ein mutmaßlicher Anführer der kriminellen Bande "Guerreros Unidos" bei einem Einsatz der Sicherheitskräfte ums Leben gekommen. Benjamín Mondragón Pereda habe sich am Dienstag nach einem Gefecht mit Polizisten im Bundesstaat Morelos erschossen, sagte der Nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido.

Die Polizei vermutet, dass die Gruppe hinter dem Verschwinden der 43 Studenten steckt. Beamte der Bundespolizei hätten den Gesuchten in einem Haus in der Ortschaft Jiutepec gestellt. Nach Verhandlungen um freies Geleit für seine schwangere Freundin habe er sich das Leben genommen, hieß. Bei dem Einsatz wurden zwei weitere mutmaßliche Mitglieder der "Guerreros Unidos" festgenommen.

Weitere Festnahmen

Im Fall der verschwundenen Studenten nahmen die Sicherheitskräfte 14 weitere verdächtige Polizisten fest. Diese hätten eingeräumt, eine Gruppe junger Leute nahe der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero festgenommen und danach den "Guerreros Unidos" übergeben zu haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit.

Die Studenten waren verschwunden, nachdem sie sich am 26. September Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert hatten. Später führten zwei Mitglieder der "Guerreros Unidos" die Ermittler zu mehreren Gräbern und räumten den Mord an 17 Verschleppten ein. Insgesamt werden 43 Studenten vermisst.

Wegen des Vorfalls sind mittlerweile fast 50 Verdächtige in Haft. Bei den meisten handelt es sich um städtische Polizisten. Auch Mitglieder der "Guerreros Unidos" sind darunter. Außerdem wurde der Bürgermeister der nahe Iguala gelegenen Ortschaft Cocula festgenommen.

Keine DNA-Übereinstimmung

Auch nach mehr als zwei Wochen ist das Schicksal der Lehramtsstudenten unklar. Zwar wurden vor den Toren von Iguala mehrere Massengräber mit zahlreichen Leichen entdeckt. Dabei handelt es sich nach Angaben der Behörden aber nicht um die vermissten Studenten.

Der mexikanische Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam sagte, die DNA-Analysen stimmten nicht mit jenen überein, die sie von den Angehörigen der vermissten Studenten erhalten hätten. Die Untersuchungsergebnisse bezogen sich auf 28 Leichen, die in den Gräbern gefunden worden waren.

Örtliche Polizei unterwandert

Die Bande "Guerreros Unidos" hat nach Erkenntnissen der Generalstaatsanwaltschaft die örtlichen Sicherheitskräfte unterwandert. Nach einem Geheimdienstbericht könnte die Ehefrau des Bürgermeisters von Iguala das harte Vorgehen gegen die Studenten angeordnet haben, um ungestört eine Rede halten zu können. Die Frau soll aus einer bekannten Drogenhändler-Familie stammen. Der Bürgermeister, seine Frau und der örtliche Sicherheitschef sind untergetaucht.

Der mexikanische Präsident Enrique Peña Nieto sagte, Mexiko werde alles tun, um Vorfälle wie in Iguala künftig zu verhindern. Nach Angaben der Nationalen Sicherheitskommission sind mittlerweile fast 900 Beamte der Bundespolizei in Iguala im Einsatz. 300 Polizisten widmeten sich ausschließlich der Suche nach den vermissten Studenten.

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SZ.de/dpa/AFP/jasch
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