Süddeutsche Zeitung

Verschwundene Kinder:Vermisst!

Es ist die Angst aller Eltern: Ein Kind verschwindet. Von einem Tag auf den anderen. 1653 Kinder und Jugendliche gelten in Deutschland als vermisst - mehr als 470 sind unter 14 Jahren jung.

Martin Zips

Mal tauchen sie wieder auf. Andere bleiben über Jahre hinweg verschollen, zum Beispiel weil sie von ihrem Vater oder ihrer Mutter im Ausland versteckt gehalten werden oder offenbar Opfer eines Verbrechens wurden. Täglich ändern sich die Zahlen des Bundeskriminalamtes um 200 bis 300 Fälle. Das sind dann die wiederaufgetauchten Kinder. Oder die neuen Verschwundenen.

Noch nie war die Belohnung so hoch wie im Fall des vor einigen Wochen in einem portugiesischen Ferienclub verschwundenen britischen Mädchens Madeleine: 3,7 Millionen Euro. In anderen Fällen regt sich weit weniger öffentliches Interesse.

Kerzen angezündet

Über die Jahre drohen manche Fälle sogar ganz in Vergessenheit zu geraten. Beispiel Deborah, die 1996 mit acht Jahren auf dem Weg von der Schule nach Hause in Düsseldorf verschwand. Verlust und Ungewissheit wurden für ihre Familie zu einem unerträglichen Schmerz.

Oder der Fall Hilal. Zum Zeitpunkt ihres Verschwindens am 27. Januar 1999 in Hamburg war das Mädchen zehn Jahre alt. Sie kehrte nie mehr vom Einkaufen zurück. Für Hilal, Deborah und alle anderen werden heute bei der zentralen Veranstaltung des ,"Tags der vermissten Kinder'' in Hamburg Kerzen angezündet.

"Elterninitiative Vermisste Kinder''

Carl Bruhns versucht seit zehn Jahren mit seiner "Elterninitiative Vermisste Kinder'' Töchter und Söhne wieder zurück zu ihren Familien zu bringen. Die Initiative, die der ,"European Federation for Missing and Sexually Exploited Children'' angehört, veranstaltet Gedenktage - wie jetzt in Hamburg.

Fast 50 Kinder konnten dank Bruhns schon gefunden werden. Die Initiative veröffentlicht ihre Fotos im Internet, auf Monitoren in U-Bahnen oder Arztpraxen. Von August an soll es EU-weit für Vermisste die einheitliche Notrufnummer 116000 geben. Schon jetzt kann sich jeder, der etwas über den Verbleib eines Kindes weiß, bei der nächsten Polizeidienststelle melden.

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Quelle:
SZ vom 25. Mai 2007
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