Verschollenes Malaysia-Airlines-Flugzeug:Mehr als 120 mögliche Wrackteile gesichtet

Verschollenes Malaysia-Airlines-Flugzeug: Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein zeigt die neuen Satellitenaufnahmen, auf denen möglicherweise Wrackteile des verschollenen Flugzeugs zu sehen sind.

Malaysias Verkehrsminister Hishammuddin Hussein zeigt die neuen Satellitenaufnahmen, auf denen möglicherweise Wrackteile des verschollenen Flugzeugs zu sehen sind.

(Foto: AFP)

Ist die Absturzstelle von MH370 bald gefunden? Französische Satellitenaufnahmen zeigen mehr als hundert im Indischen Ozean treibende Teile. Während die Suche noch andauert, bereiten amerikanische Anwälte eine Millionenklage vor.

Auf der Suche nach dem verschollenen malaysischen Passagierflugzeug verdichten sich die Hinweise auf die mutmaßliche Absturzstelle. Auf neuen Satellitenbildern seien 122 Objekte zu sehen, sagte der malaysische Verkehrsminister Hishammuddin Hussein. Die Bilder stammten aus der Region, wo bereits zuvor vermutliche Wrackteile gesichtet worden sind und nun Flugzeuge und Schiffe seit Tagen suchen: etwa 2500 Kilometer südwestlich der australischen Küste. Ob es sich tatsächlich um Wrackteile der seit dem 8. März vermissten Boeing 777 der Malaysia Airlines oder um gewöhnliches Treibgut handele, sei noch unklar.

In Australien wurden Spezialgeräte aus den USA für die Suche nach dem Flugschreiber, der sogenannten Black Box, vorbereitet. Ein Schiff der australischen Marine soll die Gerätschaften nun ins Suchgebiet im Indischen Ozean bringen. Nach Angaben der malaysischen Regierung soll das Schiff die mutmaßliche Absturzstelle aber erst am 5. April erreichen. Damit blieben für die Suche nur noch ein paar Tage Zeit, da eine Black Box in der Regel nicht viel mehr Batteriekapazitäten zur Sendung von Ortungssignalen hat als die vorgeschriebenen 30 Tage. Neben Australien helfen auch Neuseeland, die USA, Japan, China und Korea bei der Suche nach dem verschollenen Flugzeug, heißt es in einem aktuellen Statement der australischen Seenotrettung (AMSA).

Indes wies Australiens Regierungschef Tony Abbott darauf hin, dass man die Suche nicht ewig fortsetzen könne: "Wir suchen weiter, weil wir es den Menschen schuldig sind, alles zu tun, um dieses Rätsel zu lösen", sagte Abbott am heutigen Mittwoch im Parlament. "Die Suche ist nicht völlig unbefristet, aber dies ist nicht etwas, was wir leicht aufgeben würden."

Auf einer Kabinettssitzung betonte hingegen Chinas Regierungschef Li Keqiang, dass keine Mühen gescheut würden, um das Flugzeug zu finden. Malaysia solle die Suchaktion weiter koordinieren und die chinesischen Experten in die Ermittlungen einbeziehen, hieß es auf einer Kabinettssitzung.

Die internationalen Suchtrupps konzentrieren sich auf Gebiete, die anhand von Strömungsmodellen berechnet werden. Am Mittwoch hat die Suchzone 2500 Kilometer südwestlich von der australischen Hafenstadt Perth noch immer eine Größe von 80.000 Quadratkilometer (zum Vergleich: etwa 10.000 Qudratkilometer größer als Bayern). In dieser Region, etwa auf halber Strecke zwischen Australien und der subantarktischen Inselgruppe Kerguelen, gibt es keine Inseln. Erschwerend kommt hinzu, dass das Gebiet durch starke Westwinde und Wetterwechsel geprägt ist. Die Strömungen verlaufen in der Region nicht nur geradlinig. Es gebe bis zu 200 Kilometer breite Wirbel, sagt der australische Ozeanograph David Griffin.

Die Ermittler rechnen damit, dass die automatischen Ortungssysteme bei Flug MH370 abgeschaltet wurden und das Flugzeug entgegengesetzt zur geplanten Flugrichtung in Richtung Indischer Ozean flog.

Aus der automatischen Maschinenüberwachung - die Triebwerke senden regelmäßig Funksignale an Bodenstationen - haben die Experten die vermutliche Absturzzone fernab vom Festland rekonstruiert. Dort wurden auch die mutmaßlichen Wrackteile gesichtet. Wegen schlechten Wetters konnte bislang keines der Trümmerstücke geborgen werden. Damit steht ein endgültiger Beweis über den Verbleib des Jets und seiner 239 Menschen an Bord immer noch aus.

Während die Suche noch andauert, werden Forderungen nach einer Entschädigung laut: Anwälte aus Chicago vermuten, dass die Maschine wegen eines technischen Fehlers abgestürzt ist und bereiten deswegen eine Klage vor. Sie rechneten damit, die Familien von mehr als der Hälfte der Passagiere zu vertreten, erklärte die US-Kanzlei Ribbeck.

Vor einem Gericht im Bundesstaat Illinois sei bereits ein Antrag gestellt worden, um mögliche Konstruktions- oder Herstellungsmängel der Boeing 777 feststellen zu können. Neben Entschädigung in Millionenhöhe für die Hinterbliebenen soll von Boeing auch eine Überarbeitung der gesamten 777er-Flotte gefordert werden. Die Kanzlei vermutet als Grund für das Verschwinden, dass Pilot und Co-Pilot ohnmächtig geworden seien. Ursache seien möglicherweise entweder ein Brand wegen eines technischen Defekts oder ein Druckabfall in der Kabine nach einem Schaden am Flugzeug. "Bis der Treibstoff ausging, war das Flugzeug für mehrere Stunden als Geisterflugzeug unterwegs", sagte Ribbeck-Juristin Monica Kelly.

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