Verschollenes Flugzeug:Australien rechnet mit Fund des MH370-Wracks

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  • Das auf La Réunion angespülte Flugzeugteil stammt von der vermissten Malaysia-Airlines Maschine.
  • Australiens Flugsicherheitsbehörde zeigt sich zuversichtlich, dass weitere Teile des Wracks nun gefunden werden können.
  • Tatsächlich dürfte sich die weitere Suche aber nicht minder schwierig gestalten als bisher.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Vor einer Woche wurde an einem Strand der Insel La Réunion ein Wrackteil gefunden - jetzt steht laut malaysischer Regierung eindeutig fest, dass es von der seit eineinhalb Jahren vermissten Boeing 777 der Malaysia Airlines stammt. Premierminister Najib Razak verkündete am Mittwochabend, ein internationales Expertenteam habe das Teil nach einer Untersuchung in Toulouse identifiziert.

Der zuständige französische Staatsanwalt Serge Mackowiak sagte etwas vorsichtiger, Verantwortliche von Malaysia Airlines hätten technische Details der Boeing zur Verfügung gestellt, die mit dem Wrackteil abgeglichen worden seien. Man sei relativ sicher, dass es sich um ein Teil des Flugzeuges handle. Weitere Untersuchungen müssten das bestätigen.

Aus Australien kamen am Donnerstagmorgen zuversichtliche Töne: Der Chef der australischen Flugsicherheitsbehörde, Martin Dolan, sagte dem Radiosender ABC: "Wir sind zuversichtlich, dass wir in der richtigen Gegend suchen und wir werden das Flugzeug dort finden."

Suche nach MH370
:Was das Wrackteil von La Réunion offenbart

Die Suche nach der Absturzursache könnte noch Jahre dauern.

Einordnung: Absturz dürfte rätselhaft bleiben

In der vergangenen Woche hatten Bewohner La Réunions eine Steuerfläche gefunden, das am Strand angeschwemmt worden war. Es ist demnach das erste Wrackteil, das nach dem Flug MH370 gefunden wurde. Damit könnte auch erstmals bewiesen sein, dass das Flugzeug abgestürzt ist und nicht entführt wurde. Allerdings bedeutet der Fund nicht, dass das eigentliche Rätsel um den Flug nun leichter gelöst werden kann. Die Rückschlüsse, die man aus der Analyse des Flügelteils ziehen kann, dürften voraussichtlich weder in Sachen Absturzursache noch bei der Frage, wo der Rest des Wracks ist, weiterhelfen. Auch wenn die Ansage aus Australien nun anders klingt

Hintergrund: Mysteriöses Verschwinden einer Passagiermaschine

Flug MH370 war am 8. März 2014 mit 239 Menschen an Bord gegen 0.42 Uhr von Kuala Lumpur nach Peking gestartet, die meisten der Passagiere waren Chinesen. Knapp 40 Minuten später verschwand die Maschine vom zivilen Radar, weil ganz offensichtlich der sogenannte Transponder, der Daten zur Identifikation des Flugzeuges sendet, im Cockpit abgeschaltet wurde.

Hier wurde das Wrackteil gefunden. (Foto: SZ-Grafik)

Die militärische Überwachung jedoch entdeckte Spuren, die später MH370 zugeordnet worden sind. Demnach änderte die Maschine mehrfach den Kurs und flog nach mittlerweile übereinstimmender Meinung auch nach dem letzten Radarkontakt noch rund sechs Stunden weiter in südöstlicher Richtung. Die Untersuchungskommission, die unter australischer Führung arbeitet, geht davon aus, dass das Flugzeug in einem riesigen Gebiet westlich der australischen Westküste abgestürzt ist.

Die Suche, die bislang mehr als 120 Millionen Dollar gekostet hat, soll nach aktuellem Stand noch bis Ende 2016 weitergeführt werden, nachdem das Gebiet noch einmal ausgeweitet wurde. Dann aber soll sie auslaufen. Computerberechnungen hatten zwar ergeben, dass MH370-Teile bis nach La Réunion geschwemmt werden könnten, doch zurückzuverfolgen, wo genau sie herkommen, ist so schwer, dass der Fund des eigentlichen Wracks nicht unbedingt wahrscheinlicher geworden ist. Auch die genauen Umstände des Absturzes sind weiterhin ungeklärt.

Experten tendieren zu einer bestimmten Absturz-These

Die meisten Experten tendieren zu der These, dass eine Person an Bord den Absturz bewusst herbeigeführt habe. Malaysische Behörden haben nach dem Absturz die Hintergründe und Lebensumstände der beiden Piloten, der Kabinenbesatzung und der Passagiere beleuchtet, dabei aber keine Hinweise auf mögliche Motive gefunden. Der Fall des Fluges Germanwings 4595, bei dem der Co-Pilot Andreas Lubitz einen Airbus absichtlich gegen einen Berg geflogen hat, lässt auch den Fall MH370 in einem anderen Licht erscheinen: Einige Experten halten es für denkbar, dass die Crew durch ungeklärte Umstände außer Gefecht gesetzt wurde.

Das Flügelteil war in einem Labor der französischen Armee in Toulouse untersucht worden. An der Analyse nahmen Experten aus mehreren Ländern teil. Frankreich sieht sich als mitzuständig an, weil vier der Opfer Franzosen waren und das sogenannte Flaperon auf französischem Staatsgebiet gefunden wurde. Malaysia steht seit Beginn der internationalen Untersuchungen im März 2014 in der Kritik, eigenmächtig zu handeln und anderen Ländern wichtige Informationen vorzuenthalten. Die französische Staatsanwaltschaft machte am Mittwoch deutlich, dass sie angesichts der Untersuchungen nun mehr Offenheit Malaysias erwartet.

© SZ vom 06.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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