Vermisstes Mädchen:Portugals Polizei ermittelt wieder im Fall Madeleine

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Foto aus dem Jahr 2007: Madeleine McCann vor ihrem Verschwinden (Foto: dpa)

Sechs Jahre nach dem Verschwinden Madeleine McCanns nehmen die portugiesischen Behörden die Ermittlungen in dem Fall wieder auf. Es gibt neue Ermittlungsansätze.

Die portugiesischen Behörden nehmen ihre Ermittlungen im Fall der vermissten Madeleine McCann wieder auf. Das teilte die Staatsanwaltschaft mit. Damit folge man einer Empfehlung der Polizei, die nach einer internen Untersuchung neue Ermittlungsansätze gefunden habe.

Madeleine McCann war am 3. Mai 2007 kurz vor ihrem vierten Geburtstag aus der Ferienanlage in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve verschwunden, als ihre Eltern beim Abendessen waren. Die intensive Suche nach dem Mädchen blieb bisher vergebens. Madeleines Eltern heuerten Privatdetektive an und suchten auch weiter nach ihrer Tochter, nachdem die portugiesische Polizei die Ermittlungen eingestellt hatte. Die Eltern gehen, wie auch die britische Polizei, von einer Entführung aus.

Kurz vor der Ankündigung der Staatsanwaltschaft hatte die portugiesische Zeitung Correio da Manha berichtet, die Polizei habe im März 2012 ein Ermittlerteam in Porto damit beauftragt, Maddies Verschwinden erneut zu untersuchen. Die Ermittler gehen dem Bericht zufolge der These nach, dass ein Pädophilen-Netzwerk eine Entführung des Mädchens organisiert habe.

Medienoffensive in mehreren Ländern

In den vergangenen sechs Jahren haben die McCanns Millionen Pfund investiert und sind Zehntausende Kilometer geflogen, um ihre Tochter zu finden. In dieser Zeit hat das Kindergesicht mit den weit aufgerissenen Augen traurige Berühmtheit erlangt. Nun könnte in die Ermittlungen neuer Schwung kommen, weil die portugiesischen Behörden wieder offiziell Zeugen befragen können.

Erst kürzlich starteten die McCanns erneut eine Medienoffensive. Mehr als sieben Millionen Zuschauer sahen Madeleines Eltern in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ... ungelöst". Tage zuvor war in der britischen XY-Variante Crimewatch ein Aufruf ausgestrahlt worden. Der Chefermittler der Londoner Polizei begleitete die Eltern und stellte neue Ermittlungsergebnisse vor.

Die britischen Ermittler veröffentlichten zwei Phantombilder eines Mannes mit braunem Haar. Ihn hatte eine irische Familie am Abend von Madeleines Verschwinden in dem Ferienort gesehen, als er ein Kind im Alter von drei bis vier Jahren auf dem Arm trug. "Aufgrund der zeitlichen Abfolge erscheint es uns als sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann Madeleines Entführer ist", sagte Chefermittler Andy Redwood.

Hinweise führen auch nach Deutschland

Zudem führen erstmals Hinweise auch nach Deutschland. Die Ermittler suchen nach zwei Männern mit vermutlich kurzen blonden Haaren, die Zeugen vor Madeleines Verschwinden mehrfach im Umfeld des Ferienapartments der McCanns gesehen hatten. "Wir glauben, dass sie Deutsch oder Holländisch gesprochen haben", sagte Redwood.

Nach den Zeugenaufrufen in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden hatte die britische Polizei 2400 Hinweise erhalten. 500 davon kamen aus Deutschland.

Die portugiesischen Behörden hatten ihre Ermittlungen ein Jahr nach dem Verschwinden des Mädchens eingestellt. Sie waren unter anderem in die Kritik geraten, weil sie die McCanns beschuldigt hatten, für das Verschwinden ihrer Tochter selbst verantwortlich zu sein. Diesen Verdacht verfolgen die portugiesischen Ermittlern nun offenbar nicht mehr.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/pauk/jst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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