Österreich:Töchter nehmen Missbrauchsvorwürfe gegen Vater zurück

Die Anschuldigungen klangen ungeheuerlich: Mehr als 40 jahre lang sollte ein Österreicher seine beiden Töchter sexuell missbraucht haben. Nun haben die beiden Frauen ihren Vater jedoch entlastet - und einen anderen Mann der Taten beschuldigt.

Der mutmaßliche Inzest-Fall in Österreich hat eine überraschende Wende genommen: Der Vater, der des sexuellen Missbrauchs seiner beiden Töchter verdächtigt wurde, ist am Freitag aus der Untersuchungshaft entlassen worden.

Die heute 53 und 45 Jahre alten Frauen hätten ihren 80 Jahre alten Vater in den Vernehmungen entlastet und sexuelle Übergriffe nun bestritten, teilte die Staatsanwaltschaft in Ried im Innkreis mit.

Die Leitende Staatsanwältin Ernestine Heger sagte, die Frauen hätten zwar "einschlägige Tathandlungen" beschrieben, die jedoch ein anderer Mann an ihnen verübt habe. Die geschilderten Taten lägen schon längere Zeit zurück und müssten noch überprüft werden.

Verständigungsprobleme mit den geistig zurückgebliebenen Frauen

Die fälschlich erhobenen Inzest-Anschuldigungen sind der Staatsanwältin zufolge durch Verständigungsprobleme mit den geistig zurückgebliebenen Frauen zustande gekommen. Der Passauer Neuen Presse sagte sie, es sei fraglich, ob die Frauen bei ihren Befragungen die entsprechenden Begriffe überhaupt verstanden hätten.

Die Töchter beschuldigen ihren Vater aber weiterhin, ihnen regelmäßig Gewalt angetan zu haben. Da die Schläge jedoch mit dem Tod der Mutter 2008 aufgehört hätten und keine akute Wiederholungsgefahr mehr bestehe, sei der Mann freigelassen worden, sagte Heger. Die Ermittlungen zu den mutmaßlichen Misshandlungen liefen weiter - hier müsse unter anderem geprüft werden, ob die Taten bereits verjährt seien.

Der heute 80-jährige soll seine Töchter nach früheren Angaben mehr als 40 Jahre lang misshandelt haben. Er soll die Frauen bedroht und von der Umwelt abgeschirmt haben. Als eine der Töchter ihren Vater bei einem Angriff verletzte und liegen ließ, wurde eine Sozialarbeiterin aufmerksam und machte die möglichen Taten publik.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: