Schwerer Verkehrsunfall:Böhse-Onkelz-Sänger angeklagt

Nach einem schweren Crash am Silvesterabend 2009 soll Kevin Russel vom Unfallort geflüchtet sein. Zwei Schwerverletzte ließ der Rocksänger in ihrem brennenden Fahrzeug zurück. Nun drohen dem Böhse-Onkelz-Sänger bis zu fünf Jahre Haft.

Gegen den Sänger der Rockband Böhse Onkelz, Kevin Russell, ist wegen seines schweren Verkehrsunfalls am Silvesterabend 2009 Anklage erhoben worden. Dem 46-jährigen Iren werden fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung, fahrlässige Körperverletzung und Unfallflucht vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft Frankfurt mitteilte. Zudem habe Russell zunächst vorgetäuscht, jemand anderes habe den Unfallwagen gelenkt.

Anklage gegen Böhse-Onkelz-Sänger, dpa

Bei dem mutmaßlich vom Böhse-Onkelz-Sänger Kevin Russell verursachten Verkehrsunfall am Silvesterabend 2009 wurden zwei Menschen schwerverletzt.

(Foto: dpa)

Russell wird beschuldigt, am Silvesterabend unter dem Einfluss der Rauschmittel Kokain, Methadon und des Psychopharmakons Diazepam mit Tempo 230 in einem geliehenen Luxuswagen über die vielbefahrene Autobahn Frankfurt-Wiesbaden (A66) gerast zu sein. Dabei streifte er auf der rechten Fahrspur ein Auto, das mit etwa Tempo 100 vor ihm fuhr. Beide Fahrzeuge gerieten durch den Zusammenstoß ins Schleudern und prallten gegen die Leitplanke. Der Opel, in dem zwei junge Männer saßen, geriet in Brand.

Ein Blick zurück

"Der Fahrer trug Verbrennungen an mehreren Körperstellen, eine Leberblutung, eine Milzruptur sowie eine Verletzung der linken Niere davon", heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Der Beifahrer habe Verbrennungen erlitten, ihm habe außerdem eine Hand amputiert werden müssen.

"Der Angeschuldigte soll kurz auf das brennende Fahrzeug geschaut und dann zu Fuß die Unfallstelle verlassen haben", so die Anklagebehörde. An dem Unfall unbeteiligte Verkehrsteilnehmer zogen früheren Berichten zufolge die beiden 19 und 21 Jahre alten Männer aus dem brennenden Opel.

Russell sei erst geflüchtet, als bereits Ersthelfer vor Ort waren. "Daher musste er nicht davon ausgehen, dass er die Unfallopfer in einer hilflosen Lage zurücklassen werde", so die Staatsanwaltschaft. Deshalb sei der Musiker nicht wegen versuchter Tötung durch Unterlassen und unterlassener Hilfeleistung angeklagt.

Wegen der besonderen Bedeutung des Falls hat die Staatsanwaltschaft Anklage vor dem Landgericht und nicht vor dem Amtsgericht erhoben. Im Fall einer Verurteilung drohen dem Musiker bis zu fünf Jahre Haft. Der Angeschuldigte, der mangels Haftgründen auf freiem Fuß ist, habe sich zum Tatvorwurf bislang nicht geäußert.

Russell war am Neujahrstag 2010 in einem Luxushotel im Taunus festgenommen und nach der Sicherheitsleistung von 50.000 Euro wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Gegen den Sänger soll auch eine Bewährungsstrafe wegen eines früheren Drogendeliktes bestehen.

1980 ursprünglich als Punkband gegründet, veröffentlichten die Böhsen Onkelz in den achtziger Jahren Songs mit zum Teil offen rechtsradikalen Texten. In vielen Städten wurden daraufhin Konzerte abgesagt; 1986 wurde ihr Album "Der nette Mann" wegen neonazistischer, gewaltverherrlichender und sexistischer Inhalte von der Bundesprüfstelle für Jugendgefährdende Schriften indiziert. In den neunziger Jahren ging die Band jedoch dazu auf Distanz und engagierte sich auch bei Konzerten gegen Rechtsextremismus und Rassenhass. 2005 traten die Onkelz zum letzten Mal gemeinsam auf.

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