Verhandlung in Pretoria:Zeugenvernehmung im Pistorius-Prozess beendet

Oscar Pistorius Prozess

Sein Prozess neigt sich dem Ende zu: Oscar Pistorius im Gerichtssaal

(Foto: dpa)

Der letzte Zeuge ist gehört, der Prozess gegen Oscar Pistorius steht kurz vor dem Abschluss. Die Beweislage allerdings ist nach wie vor uneindeutig - eine schwierige Entscheidung für die Richterin.

  • Der Mordprozess gegen Oscar Pistorius geht zu Ende: Die Verteidigung hat den letzten der 36 Zeugen vernommen
  • Weiter geht es mit den Schlussplädoyers am 7. und 8. August
  • Die Richterin muss bei schwieriger Beweislage ihr Urteil fällen. Sie wird entscheiden, ob sie Pistorius' Version des Geschehens oder die Einschätzung der Staatsanwaltschaft für plausibler hält

Die aktuelle Verhandlung

Im Mordprozess gegen Paralympics-Star Oscar Pistorius hat die Verteidigung ihre Zeugenbefragung am Dienstag abgeschlossen. Damit neigt sich der seit mehr als vier Monaten andauernde Prozess dem Ende zu. Allerdings wird es zunächst eine mehrwöchige Sitzungspause geben. Die Vorsitzende Richterin Thokozile Masipa setzte die Schlussplädoyers in Pretoria für den 7. und 8. August an.

Die Plädoyers werden beide Seiten zuvor in schriftlicher Form an das Gericht übermitteln. Der Termin für die Anklage ist der 30. Juli, die Verteidigung reicht ihr Plädoyer am 4. August ein.

Der Arzt des Angeklagten, Wayne Derma, war an diesem Dienstag der letzte der 36 Zeugen von Anklage und Verteidigung, die vor dem Gericht in Pretoria in den Zeugenstand gerufen worden war. Er hatte vor allem über die enormen psychischen Belastungen berichtet, unter denen das südafrikanische Sportidol seit seiner Kindheit wegen der Amputation seiner Unterschenkel leidet.

Der Hintergrund zum Fall Pistorius

Dem 27-jährigen Pistorius, der 2012 als erster beinamputierter Sportler bei den Olympischen Spielen startete, wird vorgeworfen, seine Lebensgefährtin Reeva Steenkamp am 14. Februar 2013 vorsätzlich durch die geschlossene Badezimmertür erschossen zu haben. Der Angeklagte behauptet dagegen, er habe hinter der Tür einen Einbrecher vermutet und sich und Steenkamp schützen wollen.

Das Wichtigste aus den bisherigen Prozesstagen

Staatsanwalt Gerrie Nel beschuldigt den behinderten Profisportler des vorsätzlichen Mordes. Er begründet seine Anklage vor allem mit Unstimmigkeiten in den Schilderungen des Angeklagten über die Tatnacht sowie Aussagen von Nachbarn, denen zufolge es in der Nacht einen lautstarken Streit zwischen Pistorius und seiner Freundin gegeben habe.

Pistorius ist laut der psychiatrischen Gutachten voll schuldfähig. Der 27-Jährige leide nicht an einer geistigen Erkrankung oder Störung, "die ihn strafrechtlich nicht verantwortlich für die Handlung machen würde, der er beschuldigt wird", hieß es in den vergangene Woche verlesenen Auszügen der Gutachten. Zuvor hatte die Psychiaterin Merryl Vorster dem Angeklagten eine "Angststörung" bescheinigt.

Weil eindeutige Beweise fehlen, wird die Richterin am Ende entscheiden müssen, welche Version der Wahrheit nach den Indizien im Prozess für sie plausibler ist. Sollte Pistorius wegen Mordes verurteilt werden, droht ihm eine Haftstrafe zwischen 15 Jahren und lebenslänglich. Falls er wegen vorsätzlicher Tötung schuldig gesprochen wird, dürfte die Haftstrafe niedriger ausfallen. Und schließlich ist für Pistorius auch ein Freispruch möglich. Bisher gab es in dem Prozess, der von mehreren Fernsehsendern live übertragen wurde, seit dem 3. März 39 Verhandlungstage.

Linktipp:

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