Vergewaltigungsvorwurf gegen Ex-IWF-Chef:Kein Verfahren gegen Strauss-Kahn in Frankreich

Erleichterung für den früheren Top-Banker: Nachdem bereits die Vergewaltigungsklage in den USA fallengelassen wurde, muss Dominique Strauss-Kahn nun auch kein Ermittlungsverfahren mehr in seinem Heimatland befürchten. Die Pariser Staatsanwaltschaft betonte jedoch, die Entscheidung bedeute nicht automatisch die Unschuld des Prominenten.

Für Tristane Banon dürfte es ein Schlag ins Gesicht sein: Die Pariser Staatsanwaltschaft wird kein Ermittlungsverfahren wegen versuchter Vergewaltigung gegen ihren mutmaßlichen Peininger Dominique Strauss-Kahn einleiten. Es gebe für die Vorwürfe der Journalistin und Schriftstellerin keine ausreichenden Beweise. Allerdings werde der Vorwurf der sexuellen Aggression "anerkannt" - die Tat sei heute aber längst verjährt. Die 32-Jährige hatte den 30 Jahre älteren Politiker und ehemaligen Top-Banker beschuldigt, bei einem Interview 2003 über sie hergefallen zu sein.

Zuvor war bereits eine Vergewaltigungsklage gegen den früheren Chef des Internationalen Währungsfonds in den USA fallengelassen worden, weil Zweifel an der Glaubwürdigkeit des mutmaßlichen Opfers aufkamen. Das Zimmermädchen Nafissatou Diallo hatte den 62-jährigen Franzosen beschuldigt, sie in einem New Yorker Luxushotel zum Oralverkehr gezwungen zu haben.

Nach Aufhebung des Hausarrests und Ausreiseverbots Anfang Juli war Strauss-Kahn nach Frankreich zurückgekehrt. Kurz nach seiner Rückkehr hatte dann die Pariser Staatsanwaltschaft auf Grundlage der Anschuldigungen Banons Vorermittlungen gegen den prominenten Ökonom eingeleitet. Der Beschuldigte reagierte mit einer Verleumdungsklage auf die Vorwürfe der Journalistin.

Die 32-Jährige, die sich von Teilen der (französischen) Presse vorhalten lassen musste, ihre vermeintliche Vergewaltigung erst im Zuge der Diallo-Affäre publik gemacht zu haben, hatte sich Anfang September bitterlich über den Umgang ihrer Landsleute mit Strauss-Kahn beklagt. In einem öffentlichen Schreiben an verschiedene Medienorganisationen prangerte sie an: "Ich kann nicht glauben, dass mein Land einen Mann als Helden empfängt, der nicht (vom Vorwurf der Vergewaltigung, Anm. d. Red.) reingewaschen ist ... Es gibt ein echtes Problem in diesem Land, die Dinge müssen sich ändern."

Die Schriftstellerin hatte für den Fall der Einstellung der Untersuchung bereits angekündigt, sie werde über ein weiteres Verfahren dafür sorgen, dass sich ein Ermittlungsrichter der Sache neu annimmt. Bis es soweit ist, hat Banon einen anderen Weg gefunden, den Franzosen ihre Sicht der Ereignisse nahezubringen. An diesem Donnerstag ist in Frankreich ein Buch erschienen, in dem das vermeintliche Strauss-Kahn-Opfer ihre Geschichte erzählt.

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