Verdächtige Lasagne:Pferdefleisch-Skandal erreicht Deutschland

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Der europäische Pferdefleisch-Skandal weitet sich aus, es gibt einen ersten Verdachtsfall in Deutschland. (Foto: dpa)

Pferdefleisch in Rindfleisch-Lasagne? Im Skandal um falsch deklariertes Fleisch sind in Großbritannien erste Verarbeitungsbetriebe geschlossen worden. Erstmals steht nun auch ein Produkt in Deutschland unter Verdacht.

Im Pferdefleisch-Skandal gibt es einen ersten Verdachtsfall in Deutschland: Nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums handelt es sich bei der womöglich falsch deklarierten Ware um verarbeitete Lasagne, die an mindestens einen Händler in Nordrhein-Westfalen geliefert worden sei. Über das europäische Schnellwarnsystem seien die deutschen Behörden am Dienstagabend über den Verdacht informiert worden, sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin.

Das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium teilte mit: "Die Lieferungen betreffen nicht nur Discounter und Lebensmittelketten, sondern auch andere Lebensmittelunternehmen." Die Behörden gehen bislang nicht von einer gesundheitlichen Gefährdung der Bevölkerung aus. Normalerweise sei Pferdefleisch nicht gesundheitsschädlich, sagte ein Ministeriumssprecher. "Es kommt darauf an, was drin ist und das wissen wir noch nicht."

Das Landesumweltamt (LANUV) wurde vom Ministerium angewiesen, zusammen mit den kommunalen Ordnungsbehörden die Lieferwege nach NRW nachzuverfolgen und noch vorhandene Proben für Laboruntersuchungen sicherzustellen. Gleichzeitig werde geprüft, ob alle betroffenen Lasagne-Produkte vom Markt genommen worden seien, sagte die Sprecherin des Bundesverbraucherministeriums.

Das Landesministerium für Verbraucherschutz in Düsseldorf hatte am Dienstagabend erstmals eine Lieferliste zum Pferdefleisch-Skandal erhalten. "Nach der Auswertung der Unterlagen ergibt sich, dass über einen Zwischenhändler in Luxemburg Produkte in größerem Umfang nach Deutschland und NRW geliefert wurden, die im Verdacht des Kennzeichnungsverstoßes mit Pferdefleisch stehen", teilte ein Sprecher mit. Die Lieferungen seien nach bisheriger Kenntnis zwischen November 2012 und Januar 2013 erfolgt.

Deutschland nimmt am Abend an einer Sondersitzung mit EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg in Brüssel teilnehmen.

In den vergangenen Wochen waren in zahlreichen EU-Ländern Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch Pferdefleisch verarbeitet worden war. Lebensmittelkontrolleure hatten solche Produkte zuerst in Irland entdeckt, Hamburger zum Beispiel. Zu den betroffenen Firmen gehören die Supermarktkette Tesco oder Burger King.

Grüne fordern Konsequenzen

Die Grünen fordern Konsequenzen aus dem europäischen Lebensmittelskandal. Lange internationale Produktionsketten, die auf billige Preise ausgerichtet sind, seien ein Einfallstor für Betrug und Täuschung, sagte die verbraucherpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, Nicole Maisch. Transporte müssten auf vier Stunden im Inland und acht Stunden im Ausland begrenzt werden, nötig sei zudem eine klare Kennzeichnung. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner forderte eine schnelle und lückenlose Aufklärung der Affäre. "Was draufsteht, muss drinsein, darauf müssen sich die Verbraucher verlassen können", sagte ihre Sprecherin.

Nach dem Fund von Pferdefleisch bei zwei Verarbeitungsbetrieben in England und Wales haben die britischen Behörden die Betriebe nach Durchsuchungen am Dienstagabend sofort geschlossen. Mit der Razzia ist in dem Lebensmittelskandal erstmals eine britische Anlage unter Verdacht geraten. Bislang führten die Spuren ins Ausland. Die Supermarktketten und Discounter, um deren Produkte es geht, beziehen die Ware von einem weit verzweigten Netz von Lieferanten und Produzenten, die über ganz Europa verteilt sind. Spekulationen zufolge könnte der Skandal von Rumänien ausgegangen sein. Die rumänische Regierung geht jedoch davon aus, dass es in ihrem Land keine Verstöße gegen EU-Regeln gegeben hat.

Die Behörden raten Verbrauchern, verdächtige Produkte in den Supermarkt zurückzubringen, in dem sie gekauft wurden. Der britischen Lebensmittelaufsicht FAS zufolge birgt der Verzehr von mit Pferdefleisch versetzten Produkten keine unmittelbare gesundheitliche Gefahr.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/fran - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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