Verdacht auf sexuellen Missbrauch:"Erweiterte Doktorspiele"

In einer Kurklinik auf Sylt ist es möglicherweise zu sexueller Gewalt unter Kindern gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, der Klinikbetreiber versucht den Vorfall herunterzuspielen.

Jens Schneider

Wann wird bei sogenannten Doktorspielen unter Kindern die Grenze zur sexuellen Gewalt überschritten?

Die Staatsanwaltschaft in Flensburg prüft einen Fall, der sich Anfang August in dieser Klinik in Westerland auf Sylt unter neun bis zwölf Jahre alten Jungs zugetragen hat. (Foto: dpa)

Spätestens die Vorfälle in einem Feriencamp auf der Insel Ameland im Frühsommer haben Eltern im Hinblick auf sexuelle Gewalt unter Kindern sensibilisiert. Nun prüft die Staatsanwaltschaft in Flensburg einen Fall, der sich Anfang August in einer Klinik in Westerland auf Sylt unter neun bis zwölf Jahre alten Jungs zugetragen hat.

Die übergewichtigen Kinder waren zum Abnehmen in einer Fachklinik. Eine Mutter hat jetzt Anzeige erstattet, ihr Sohn und andere Jungen sollen von anderen missbraucht worden sein.

Klar ist, dass dort etwas passierte, das mindestens zweien zu weit ging. Ein Sprecher der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK, dem Betreiber der Klinik, bestätigt, dass die zwei sich den Betreuern anvertrauten.

Beim "Flaschendrehen" vor der Bettruhe, als kein Erwachsener dabei war, sei es in einer Gruppe von 16 Jungs zu sexuellen Handlungen gekommen. Der DAK-Mann spricht von "erweiterten Doktorspielen".

Die Klinik habe sofort die Eltern und die Polizei informiert. Drei Anstifter im Alter von neun, elf und zwölf Jahren seien nach Hause geschickt worden. Von Vergewaltigungen wisse man aber nichts.

Keines der Kinder ist strafmündig, Ermittlungen könnten sich allein gegen Betreuer richten. Die Staatsanwaltschaft untersucht jetzt, was genau passiert ist.

© SZ vom 15.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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