Vandalismus in Ägypten:Junger Chinese bekritzelt Relief von Alexander dem Großen

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An dieser Stelle des alten Reliefs in einem Tempel von Luxor hatte sich der junge Chinese verewigt. Mittlerweile ist die Kritzelei von den Behörden wieder entfernt worden (Foto: AFP)

"Ding Jinhao war hier": Mit dieser Inschrift wollte sich ein 14-jähriger Chinese im Tempel von Luxor verewigen. Die Kritzelei des Jugendlichen provoziert chinesische Blogger - und sogar der Vizepremier kritisiert das Verhalten seiner Landsleute im Ausland als "unzivilisiert".

Das "Ich war hier" an der Wand des Petersdoms, die Kaugummis am Balkon der Liebenden in Verona und das Vorhängeschloss am Pont des Arts in Paris - Touristen lieben es, sich an den Orten zu verewigen, die sie besucht haben. Die krakeligen Inschriften und die Souvenirs, die sie an den Sehenswürdigkeiten in aller Welt zurücklassen, zeugen davon.

Mit dieser Leidenschaft hat es nun ein junger Chinese übertrieben: Im Tempel von Luxor in Ägypten bekritzelte er ein antikes Steinrelief mit dem Schriftzug "Ding Jinhao war hier". Der 14-Jährige platzierte seine Handschrift mitten auf dem Lendenschurz von Alexander dem Großen. Der berühmte Makedonier hatte sich einst im "Allerheiligsten" des Tempels verewigen lassen, an dessen Errichtung vor ihm bereits die Pharaonen Amenhotep III. und Ramses II. beteiligt gewesen waren.

In China löste dieser Verewigungsversuch eine heftige Kontroverse über das Verhalten chinesischer Touristen im Ausland aus, das Vizepremier Wang Yi zuvor als "unzivilisiert" kritisiert hatte. Die Eltern des Mittelschülers aus Nanjing entschuldigten sich nach Medienberichten bei den Ägyptern und der besorgten chinesischen Öffentlichkeit für den Vandalismus ihres Sohnes.

Hacker attackierten die Schule des Jungen

Bekannt geworden ist die Inschrift durch ein Foto in einem chinesischen Blog. Als Reaktion folgte eine Welle der Empörung auf chinesischen Internetseiten, die am Wochenende eine Jagd nach dem Täter auslöste. Es wurde eines der meistdiskutierten Themen in den twitterähnlichen Weibo-Diensten. Hacker attackierten die Webseite der Schule, die der Junge besucht. Seine Eltern, deren Reise nach Ägypten schon einige Zeit zurücklag, kontaktierten die örtliche Zeitung Xiandai Kuaibao und übernahmen die volle Verantwortung, weil sie ihren Sohn schlecht erzogen hätten. Sie hätten die Kritzeleien ihres Kindes nicht bemerkt.

In Ägypten schickte der Minister für Altertümer, Ahmed Issa, einen Restaurator los, um die "nur oberflächlich angebrachten" chinesischen Schriftzeichen wegzuschmirgeln. Der Generaldirektor für die antiken Stätten von Luxor, Mansur Boreik, blieb gelassen. Er sagte, der junge Chinese sei nicht der einzige Tourist, der dem Drang, sich in einem antiken Tempel zu verewigen, nachgegeben habe. Unweit seines Schriftzuges habe ein anderer Tourist bereits im Jahr 1890 seinen Namen eingeritzt.

© Süddeutsche.de/dpa/kjan - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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