Valérie Trierweiler:Ein schwerer Fall von Liebeskummer

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Francois Hollande und Valérie Trierweiler im Mai 2013 (Foto: AP)

François Hollandes Seitensprung ist keine Privatsache mehr, seitdem die betrogene Valérie Trierweiler im Krankenhaus liegt. Selbst Parteifreunde fordern den Präsidenten auf, seine persönlichen Verhältnisse zu klären.

Von Christian Wernicke, Paris

Er hat offenbar gestanden. Alles, die ganze Affäre. Offiziell mag sich der Élysée in Schweigen hüllen zu der Liaison, die Frankreichs Präsident seit Monaten mit der französischen Actrice Julie Gayet pflegte. Aber im präsidentiellen Schloss soll François Hollande, der Privatmann, gegenüber seiner langjährigen Lebensgefährtin Valérie Trierweiler allerlei Details seiner Eskapaden zugegeben haben.

So jedenfalls erzählt es der Parisien, Frankreichs Tageszeitung für die einfachen Bürger, und sie gilt in der Affäre als verlässliche Quelle. Das delikate Gespräch zwischen dem Staatsoberhaupt und Frankreichs Première Dame sei "ohne Streit, ohne Geschrei" verlaufen, will der Reporter Frédéric Gerschel wissen.

Gerade noch rechtzeitig habe der 59-jährige Hollande am Donnerstag die Aussprache mit seiner 48-jährigen Partnerin gesucht: Wenige Stunden später, kurz vor Mitternacht, stellte das Klatschmagazin Closer eine Fotoserie ins Internet, die den Präsidenten als Beifahrer auf einem Motorroller bei der spätabendlichen Anfahrt zum Appartement seiner Geliebten zeigte. Und bei der Abfahrt am Morgen danach. Der Sozialist wähnte sich inkognito, er trug stets Helm, wenn er das Haus Nummer 20 in der "Rue de Cirque" - knapp 200 Meter vom Élysée-Palast entfernt - frequentierte.

Seitensprung überschattet alle politischen Schachzüge

Wie nie zuvor in vergleichbaren Fällen widmen sich selbst Frankreichs seriöse Medien der Affäre. Die Nachrichten über Hollandes Nachtleben droht dem Präsidenten den vielleicht wichtigsten Moment seiner bisher glücklosen Amtszeit zu verhageln. Am Dienstag lädt Hollande zur Pressekonferenz ins Élysée, bei der er - mutmaßlich mit einer politischen Volte nach rechts - seine Präsidentschaft neu beflügeln will. Nun droht sein Seitensprung alle politischen Schachzüge zu überschatten.

Vorbei scheinen die Zeiten, da die amourösen Eskapaden französischer Präsidenten für die Journalisten tabu, "Privatsache des Ersten Bürgers" waren. Selbst die sonst staatstragende Le Monde weiß am Montag neue Einzelheiten zu erzählen: Hollande soll die Komödiantin Julie Gayet, 41, "seit dem Herbst 2013 um die zehn Mal" in ihrem Appartement getroffen haben.

Das tradierte Schweigegelübde der Präsidenten-Presse war endgültig am Sonntag zerbrochen. Den Vorwand hatte, ausgerechnet und überaus unfreiwillig, Valérie Trierweiler geliefert, die betrogene Partnerin. Zwar soll Trierweiler Hollandes Geständnis am Donnerstag zunächst noch "sehr gefasst" aufgenommen haben. Sie kannte ja die Gerüchte, wenn sie dem lästigen Geflüster auch nie hatte Glauben schenken wollen.

"Closer" und François Hollande
:Schmerzhaft nah

"Das ist ein Präsident, der eine Vorliebe hat und eine Geschichte": Das Boulevardblatt "Closer" behauptet, François Hollande hat eine 18 Jahre jüngere Geliebte. Frankreichs Präsident pocht auf seine Privatsphäre, dürfte aber wissen, dass das Magazin ein harter Gegner ist.

Von Jana Stegemann

Erkrankung Trierweilers lässt alle Dämme brechen

Am Freitag überwältigte sie die private Palastkrise dann doch: Die Journalistin und anerkannte Literaturkritikerin ließ sich "erschöpft" und "rein vorsorglich" für ein paar Tage ins Krankenhaus einliefern. Ihr Büro ließ wissen: Sie leide an einem "schweren Blues".

Die Erkrankung der Première Dame lässt nun alle Dämme brechen. Seit Sonntagabend tratschen selbst prominenteste Mitglieder von Frankreichs politischer Klasse öffentlich über Hollandes Affäre. Jean-François Copé, der Vorsitzende der bürgerlichen Oppositionspartei, warnte im Fernsehen, die ganze Geschichte sei "sehr desaströs" für das Amt des Präsidenten, Hollande solle sich nun "in Demut" üben. Fast genüsslich erinnerte der konservative Parteichef daran, wie Hollande im Wahlkampf 2012 seinem damaligen Gegner Nicolas Sarkozy dessen oft exaltierte Selbstinszenierung vorgeworfen hatte: "Ich will mit meinem Verhalten in jedem Augenblick beispielhaft sein", hatte der Sozialist damals gesagt. "Davon bleibt nun wenig übrig", lästerte Copé. Von links trat Jean-Luc Mélenchon nach: "Hollande ist ein Heuchler", wetterte der Linkssozialist. Damit meinte der eingefleischte Hollande-Feind zwar die Wirtschaftspolitik des Präsidenten - aber Mélenchon weiß eben, was die Medien dieser Tage hören wollen.

Wilde Mutmaßungen über Hollandes Liebesnest

In einer ersten Umfrage bekunden 77 Prozent aller Franzosen, die Affäre sei "Privatsache des Präsidenten". Aber man amüsiert sich doch. Bis Montagmittag kursieren in Paris wilde Mutmaßungen über Hollandes Liebesnest. Das Appartement in der feinen "Rue de Cirque", das Julie Gayet vor Monaten von einer befreundeten Schauspielkollegin übernommen hatte, soll nach Halbinformationen verschiedener Websites mal einem reichen Geschäftsmann, mal einem vorbestraften Schauspieler "mit Verbindungen zur korsischen Mafia" gehören. Am Nachmittag meldet dann Le Monde, die Wohnung gehöre einem Rentner aus Biarritz.

Ernster zu nehmen ist die Debatte, die um die Sicherheit des Präsidenten entbrannt ist. Hollande hatte sich bei seinen Ausflügen zu Julie Gayet per Staatskarosse in ein Parkhaus fahren lassen. Dort war der dann, chauffiert von einem Sicherheitsbeamten und begleitet von nur einem Bodyguard seines Vertrauens, aufs Motorrad umgestiegen. Der Sicherheitsdienst hatte offenbar nie das Appartement geprüft - und nie bemerkt, dass sich im Haus gegenüber ein Paparazzo eingenistet hatte.

Gerüchte um eine Verwicklung Sarkozys

Schon wird Kritik an Frankreichs sonst so agilem Innenminister Manuel Valls laut. Und es sprießen Komplott-Gerüchte: Vielleicht sei die ganze Affäre aus dem Regierungsapparat von früheren Vertrauten des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy angestoßen worden. Sarkozy, einst Innenminister, werden bis heute beste Kontakte zu Polizei und Personenschutz nachgesagt.

Der Sprecher der Sozialisten in der Nationalversammlung, Thierry Mandon, forderte vom Staatschef am Montag eine rasche Klärung seiner persönlichen Verhältnisse. Wie die Affäre ausgeht, weiß nur der Präsident selbst. Valérie Trierweiler ist laut Parisien bereit, an seiner Seite im Élysée zu bleiben. Es ist wie so oft: Frankreich muss warten, wie der oft zaudernde Hollande sich entscheidet.

© SZ vom 14.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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