Süddeutsche Zeitung

USA:Tausende protestieren gegen Polizeigewalt

Lesezeit: 2 Min.

Proteste gegen Polizeigewalt weiten sich aus

Tausende Menschen sind in den USA aus Protest gegen Polizeigewalt auf die Straße gegangen. Die Demonstrationen und Straßenblockaden reichten von Boston über Washington bis nach Atlanta im Südstaat Georgia und Seattle an der Westküste. In New York dauerten die Proteste die zweite Nacht in Folge an. Im Bezirk Brooklyn inszenierten Demonstranten ein "Die-in" mit Papp-Särgen, anderswo in der Millionenmetropole legten sich Menschen mitten auf die Straße. "Was wir wollen? Gerechtigkeit! Wann wollen wir sie? Jetzt!", riefen sie am Foley Square in Manhattans Justizdistrikt.

Ersten Berichten zufolge verliefen die Proteste ohne größere Auseinandersetzungen der Demonstranten mit der Polizei. In New York wurden 80 Menschen wegen Verkehrsbehinderung vorübergehend festgenommen, wie es in Medienberichten hieß.

New Yorks Bürgermeister verspricht Reformen

New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio versprach, die angekündigte Reform der Polizei durchzusetzen und eine Umerziehung seiner Sicherheitskräfte in die Wege zu leiten. Wie der Guardian berichtete, werden de Blasio und US-Präsident Barack Obama Arbeitsgruppen einrichten, um das Verhältnis der Polizei zu Minderheiten zu verbessern. Die New York Times berichtete, dass etwa 22 000 Polizisten der Stadt in Kursen lernen sollen, wie sie Krisensituationen nach Möglichkeit entschärfen können, bevor sie zur Waffe greifen.

US-Präsident Obama steht zunehmend in der Kritik wegen seiner Reaktion auf mehrere Fälle von Polizeigewalt. Bislang hat er keine der betroffenen Gemeinden besucht, darunter etwa Staten Island, wo der schwarze Eric Garner starb, nachdem ihn ein Polizist in den Würgegriff genommen hatte. Von dem Fall gibt es eine schockierende Videodokumentation. Die Aufnahmen zeigen deutlich, dass Garner keinen Widerstand leistete.

Auslöser: Jury-Entscheid im Fall Eric Garner

Garners Fall war Anlass der jüngsten Demonstrationen. Trotz des Videos hatte eine New Yorker Geschworenenjury am Mittwoch keinen Grund gesehen, den weißen Polizisten für den Tod Garners zur Rechenschaft zu ziehen. Der Polizist hatte die Hilferufe Garners, dass er keine Luft bekomme, bei der Festnahme wegen angeblich illegalen Zigarettenhandels ignoriert. Garner, ein sechsfacher Familienvater, starb bald darauf. Wie im Fall des schwarzen Michael Brown aus Ferguson muss der Polizist nicht einmal einen Strafprozess über sich ergehen lassen.

US-Regierung übt harsche Kritik an Polizei in Cleveland

Nach dem Tod eines zwölfjährigen schwarzen Jungen durch Schüsse eines weißen Polizisten in Cleveland (Ohio) kritisierte das US-Justizministerium die Behörden der Stadt. Eine Untersuchung habe ein Muster von "übermäßigem Gewalteinsatz" durch die Polizeikräfte zutage gefördert, sagte Justizminister Eric Holder. Gründe dafür seien schlechte Ausbildung und ineffektive Richtlinien. Für die Untersuchung seien 600 Fälle zwischen 2010 und 2013 herangezogen worden. Holder kündigte an, dass die US-Regierung gemeinsam mit Clevelands Polizeibehörde Verbesserungsmaßnahmen erarbeiten werde.

Schwarzer von weißem Polizisten in Arizona erschossen

Aus dem Bundesstaat Arizona wurde ein weiterer Fall bekannt: Ein unbewaffneter Schwarzer war von einem weißen Polizisten erschossen worden. Wie die Polizei mitteilte, ereignete sich der Vorfall in Phoenix.

Demnach war der Beamte wegen vermuteter Drogendelikte vor einem Geschäft im Einsatz, als es zu einer Auseinandersetzung zwischen ihm und dem 34-Jährigen kam. Dieser hatte statt der vermuteten Waffe jedoch eine Pillenpackung in der Tasche.

Beamte hält Pillenpackung für Waffe

Nach Angaben der Polizei widersetzte sich der Mann seiner Festnahme und langte in seine Tasche, woraufhin der Beamte nach ihm griff und meinte, in der Tasche eine Waffe zu erfühlen. Als der Verdächtige auf Aufforderungen, die Hand in der Tasche zu lassen, nicht reagiert habe, habe der Beamte zweimal auf ihn geschossen. Der Mann starb noch am Ort des Geschehens. In seiner Tasche fand sich eine Packung mit Medikamenten, die auch als Aufputschmittel benutzt werden. Eine Anwältin der Familie des Getöteten sprach von einer "sinnlosen Tragödie".

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