USA:15 Schüsse aus nächster Nähe - Gericht spricht Polizisten frei

Umstrittener Freispruch: Freunde der Opfer protestieren vor dem Gerichtsgebäude. (Foto: AP)
  • Ein US-Polizist, der im Jahr 2012 in Cleveland wiederholt auf zwei unbewaffnete Afroamerikaner geschossen hatte, ist freigesprochen worden.
  • Die Schießerei hatte sich nach einer Verfolgungsjagt zugetragen, an der mehr als 100 Polizisten beteiligten waren. Insgesamt feuerten die Beamten 137 Schüsse auf die Opfer ab.
  • Die Begründung des Gerichts für den Freispruch: Der Angeklagte habe nicht wissen können, dass die Verfolgten keine Waffen bei sich trugen.

Verfolgungsjagd mit Toten: Freispruch für weißen US-Polizisten

Ein Gericht im US-Bundesstaat Ohio hat einen Polizisten freigesprochen, der im Jahr 2012 nach einer Verfolgungsjagd 49 Mal auf zwei unbewaffnete Afroamerikaner in ihrem Auto geschossen hatte. Die Anklage wegen Totschlags lasse sich nicht aufrechterhalten, hieß es am Samstag in der Urteilsbegründung.

An der Verfolgungsjagd über mehr als 30 Kilometer hatten sich im November 2012 mehr als 100 Polizisten beteiligt. Insgesamt feuerten sie 137 Schüsse auf das Auto mit den beiden Afroamerikanern ab. Der Angeklagte Michael Brelo hatte damals als einziger den Polizeiwagen verlassen, war auf die Motorhaube des anderen Autos aufgesprungen und weitergeschossen. Er gab aus dieser Position 15 Schüsse durch die Windschutzscheibe ab. Dabei habe er, so das Gericht, nicht wissen können, dass die beiden schwarzen Insassen unbewaffnet gewesen seien und sich bedroht gefühlt haben könnten.

Die Windschutzscheibe des Autos der Opfer: Insgesamt gaben die Polizisten 137 Schüsse ab. (Foto: REUTERS)

Die Polizei hatte den Wagen verfolgt, weil Anwohner Schüsse gehört haben wollten, die aus dem Aufo abgegeben worden seien. Die Ermittler vermuten heute, der Lärm könne durch eine Fehlzündung oder einen Auspuffknall verursacht worden sein.

Demonstranten skandieren vor dem Gericht

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Von Thorsten R. Fleiter

Unmittelbar nach dem Urteilsspruch protestierten zahlreiche Menschen vor dem Gerichtsgebäude in Cleveland. Sie riefen: "Keine Gerechtigkeit - kein Friede". Kommentatoren befürchteten, dass erneut Unruhen wegen Polizeigewalt ausbrechen könnten. In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es in mehreren US-Städten teils gewalttätige Proteste gegeben, nachdem weiße Polizisten unbewaffnete Schwarze erschossen hatten oder diese nach Gewalt in Polizeigewahrsam ums Leben kamen. Der Angeklagte brach nach dem Urteilsspruch in Tränen aus.

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