Süddeutsche Zeitung

USA: Rassismus:Richter verweigert Mischehe

"Meine Sorge gilt den Kindern": Ein Friedensrichter im US-Staat Louisiana verweigert einem Afro-Amerikaner und seiner weißen Braut die Heirat - und löst damit einen Sturm der Empörung aus.

Die USA - das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Anscheinend gilt das immer noch nicht für die schwarze Bevölkerung in Amerika. Im Südstaat Louisiana hat jetzt ein Gericht einem Afro-Amerikaner und seiner weißen Verlobten die Hochzeit verweigert. Seiner Erfahrung nach seien Mischehen nicht von langer Dauer, begründete Richter Keith Bardwell nach Medienberichten seine Haltung.

Kinder aus solchen Partnerschaften hätten zudem Probleme sich in die Gesellschaft einzugliedern, sagte Bardwell weiter - und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus. Bürgerrechtsgruppen forderten den sofortigen Amtsverzicht des Friedensrichters aus dem Ort Hammond.

"Er ist ein gewählter öffentlicher Bediensteter, und eine seiner Pflichten ist es, Leute zu trauen", sagte eine Sprecherin der schwarzen Bürgerrechtsorganisation NAACP. "Wenn er nicht macht, was sein Amt verlangt, sollte er zurücktreten." Richter Bardwell bestritt in einem Zeitungsinterview, Rassist zu sein. "Ich traue schwarze Paare hier in meinem Haus", sagte er dem Daily Star. "Meine Sorge gilt den Kindern."

"Ich vollziehe keine Eheschließungen zwischen den Rassen, weil ich die Kinder nicht in eine schwierige Situation bringen will", sagte Bardwell weiter. "Tief in meinem Herzen glaube ich, dass die Kinder darunter leiden werden."

Unter einer Ehe zwischen Schwarzen und Weißen würde der gemeinsame Nachwuchs leiden, weil er weder der einen noch der anderen Gruppe zugehörig sei.

Braut Beth Humphrey sagte dem US-Sender CNN, sie sei "schockiert" über das Verhalten des Richters. Als sie bei dem Friedensrichter anrief, um einen Termin für die Eheschließung festzusetzen, habe dessen Frau sie gefragt, ob es sich um ein gemischt-ethnisches Paar handle. Als sie dies bejaht habe, habe die Frau sie aufgefordert, bei einem anderen Friedensrichter zu heiraten.

Das Paar habe sich inzwischen von einem anderen Friedensrichter im selben Landkreis im Osten des Südstaates trauen lassen. Die beiden erwägen nun, beim US-Justizministerium Beschwerde gegen Bardwell einzureichen.

Vor zwei Jahren hatte die Mordanklage gegen sechs schwarze Schüler, die einen weißen Mitschüler verprügelt hatten, für Unruhen in Louisiana gesorgt. In der Kleinstadt Jena gingen damals Tausende Menschen auf die Straße. Die Demonstranten, unter ihnen auch Jesse Jackson und der Sohn des 1968 ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King, warfen der Staatsanwaltschaft Voreingenommenheit und Rassismus vor.

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dpa/AFP/afis/jab/bsj
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