Süddeutsche Zeitung

USA: Justizirrtum:Fast 20 Jahre hinter Gittern - für nichts

Ein gehörloser Amerikaner saß 17 Jahre wegen einer angeblichen Vergewaltigung unschuldig im Gefängnis. Vor seiner Verurteilung war er stundenlang verhört worden - ohne einen Dolmetscher für Gebärdensprache.

Er sollte ein Kind vergewaltigt haben und saß 17 Jahre lang im Gefängnis - und war doch unschuldig, wie ein Gericht jetzt befand: Der seit seiner Geburt taube Stephen Brodie wurde aus einem Gefängnis im US-Bundesstaat Texas freigelassen.

"Es fühlt sich an, als ob man mir eine Last abgenommen habe", sagte der 39-Jährige mit Hilfe eines Gehörlosen-Dolmetschers. "Ich fühle mich leicht. Ich bin außerordentlich glücklich", teilte Brodie den Gerichtsreportern nach Angaben des Fernsehsenders CBS mit.

Er freue sich jetzt auf ein Mittagessen mit seinem Vater. Sein Vater hatte sich für eine Wiederaufnahme des Verfahrens eingesetzt.

Brodie wurde 1991 festgenommen, weil er Kleingeld aus einem Warenautomaten gestohlen haben soll. Während des Verhörs brachte die Polizei auch die Vergewaltigung eines fünfjährigen Mädchens im Jahr zuvor zur Sprache.

Vermeintliches Geständnis

Der Gehörlose wurde stundenlang ohne einen Dolmetscher für Gebärdensprache verhört. Er habe Angst gehabt und sich unter Druck gesetzt gefühlt und deswegen schließlich ein vermeintliches Geständnis abgelegt, sagte Brodie.

Weder der Angeklagte noch sein Anwalt wussten jedoch, dass die Polizei Haare und Fingerabdrücke einer anderen Person am Ort der Vergewaltigung gefunden hatten, berichtete CBS. Ein Abgleich der Fingerabdrücke brachte die Polizei nun auf die Spur eines verurteilten Sexualstraftäters.

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