USA: Jagd auf Mustangs:Wut auf die Cowboys

Jagd auf ein Symbol der Freiheit: Die Helikopterhatz auf Mustangs entsetzt US-Tierschützer. Sie argumentieren, die Tiere würden panisch vom Lärm und bis zur Erschöpfung getrieben.

Reymer Klüver

Und wieder sind Amerikas wilde Pferde in den Schlagzeilen. Und wieder sind es die Bürokraten, die den Aufruhr verursachen. Jedenfalls mittelbar, weil sie den Auftrag gegeben haben zur Hatz auf die Mustangs im weiten, kargen Hochland in den US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada. Dort haben in den vergangenen heißen Sommerwochen Cowboys per Hubschrauber Jagd auf die Pferde gemacht, um sie in Gehegen zusammenzutreiben. 12.000 Mustangs sollen eingefangen werden, weil die Population nach Einschätzung des US-Bureau of Land Management zu groß geworden ist und die kargen Weiden im Bundesbesitz zu sehr beansprucht.

USA: Jagd auf Mustangs: Tierschützer finden, dass die Jagd auf Mustangs mit knatternden Rotoren Tierquälerei ist

Tierschützer finden, dass die Jagd auf Mustangs mit knatternden Rotoren Tierquälerei ist

(Foto: AFP)

Tierschützer sind da ganz anderer Auffassung. Sie finden, dass die Jagd mit knatternden Rotoren Tierquälerei ist. Die Tiere würden vom Helikopterlärm in Panik versetzt und über Meilen bis zur Erschöpfung in die vorbereiteten Gatter getrieben. Selbst Fohlen würden so gejagt. Madeleine Pickens, Ehefrau eines texanischen Ölmilliardärs und eine in den USA bekannte Tierschützerin, hat eine Sammlung von Protestbriefen initiiert, den sogenannten Pony-Express. Bald will sie die Briefe persönlich in Washington abgeben, um Kongressmitglieder und den Präsidenten auf das Treiben im Wilden Westen aufmerksam zu machen.

Das Bureau of Land Management dagegen versteht die Aufregung nicht. Die Treibjagd per Heli sei weniger Stress für die Tiere als die ruppige Jagd per Pferd, wie sie früher die Cowboys betrieben hätten. "Einige Tierschützer wollen, dass wir die Pferde auf den Weiden und der Natur ihren Lauf lassen sollen", sagt Bob Abbey, "das sehen wir nicht als eine wirkliche Alternative."

Tatsächlich werden die eingefangenen Mustangs auf Ranches im Mittleren Westen verfrachtet. Dort, in Kansas und Oklahoma, fristen schon jetzt 34.500 Mustangs und Esel ihr Gnadenbrot. Vor zwei Jahren hatte das Bureau of Land Management einen Sturm der Entrüstung erzeugt, als es die Möglichkeit ins Spiel brachte, einen Teil der Tiere einschläfern zu lassen, weil deren Verpflegung Jahr für Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingt.

Die Mustangs haben indes einen festen Platz in der amerikanischen Seele. Die Pferde gelten als Symbol für die Freiheit des Westens, ungezähmt und unbezähmbar. Die Pferde sind ausgewilderte Abkömmlinge von Kavalleriepferden der US-Armee, die einst im Westen zurückgelassen wurden. Auf den ausgedehnten Weideländereien im Bundesbesitz konnten sie sich ungehindert vermehren, nachdem sie in den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts unter Schutz gestellt worden waren.

Die New York Times zitierte unlängst einen Tiermediziner von der Universität von Missouri, Nathaniel Messer, der auf die hohe Symbolkraft der Tiere hinwies, allerdings dann eine Frage stellte, welche die Pferdeliebhaber nur weiter in Rage bringen dürfte: "Brauchen wir wirklich 35.000 Symbole für den amerikanischen Westen?"

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: