USA:"Hate Crime" befürchtet: Amerikaner erschießt Inder

USA: Der getötete Programmierer Srinivas Kuchibhotla auf einem Selfie mit seiner Frau Sunayana Dumala. Die Frau sagte auf einer Pressekonferenz, dass Minderheiten in den USA in Angst leben.

Der getötete Programmierer Srinivas Kuchibhotla auf einem Selfie mit seiner Frau Sunayana Dumala. Die Frau sagte auf einer Pressekonferenz, dass Minderheiten in den USA in Angst leben.

(Foto: AP)
  • In einer Bar in einem Vorort von Kansas City, Kansas, hat ein US-Bürger einen indischen Mann getötet und zwei weitere Männer angeschossen.
  • Er soll "verschwindet aus meinem Land" sowie andere rassistische Beschimpfungen gerufen haben.
  • Das FBI untersucht nun, ob es sich um ein Hassverbrechen handelt.

Von Beate Wild, New Orleans

In einer Bar in Olathe, einem Vorort von Kansas City im US-Bundesstaat Kansas, hat ein US-Bürger einen Inder getötet und zwei weitere Männer angeschossen. Zeugen berichten, der Schütze habe "verschwindet aus meinem Land" sowie andere rassistische Beschimpfungen gerufen, bevor er das Feuer eröffnete. Der Vorfall fand bereits am Mittwoch statt, erhält aber nun große mediale Aufmerksamkeit.

Das FBI hat sich inzwischen eingeschaltet und ermittelt gegen den 51-jährigen mutmaßlichen Täter. Es geht nicht nur um vorsätzlichen und versuchten Mord, sondern auch um das möglicherweise rassistische Motiv: Der Fall würde dann als sogenanntes "Hate Crime" eingestuft und deutlich härter bestraft.

Einer der beiden Inder, der 32-jährige Srinivas Kuchibhotla, erlag kurz nach der Tat im Krankenhaus seinen Verletzungen. Der zweite Mann, der ebenfalls 32-jährige Alok Madasani, wurde von den Kugeln getroffen, konnte aber inzwischen aus der Klinik entlassen werden. Schwerer verletzt wurde der 24 Jahre alte Ian Grillot, ein weiterer Gast, der versuchte, den Täter zu stoppen. Grillot, ein US-Amerikaner, befindet sich derzeit noch in der Klinik.

Offenbar wurde der Täter kurz vor der Schießerei der Bar verwiesen. Ein Stammgast erzählte der Washington Post, er habe "irgendwie verstört" gewirkt und "ziemlich schnell getrunken".

Nach seinem Rauswurf aus dem Lokal soll er laut Zeugenberichten zurückgekommen sein und die zwei indischen Gäste rassistisch beleidigt haben. Dann habe er die Waffe gezogen und auf sie geschossen. Augenzeugen zufolge glaubte der Mann offenbar, die beiden seien aus dem Nahen Osten. Die beiden Männer sind mit dem Arbeitsvisum H1B im Land und Software-Ingenieure beim Navigationsgerätehersteller Garmin.

In einem Video, das die Uni-Kliniken in Kansas City, Kansas, veröffentlichten, erzählt der von Kugeln getroffene Augenzeuge Grillot, er habe sich zunächst unter einem Tisch versteckt, als die Schießerei losging. Nachdem neun Schüsse abgefeuert worden waren, habe er vermutet, das Magazin des Schützen sei leer und sich deshalb entschlossen, einzugreifen. Doch er irrte sich.

"Ich näherte mich von hinten an und er drehte sich um und schoss auf mich", erzählt Grillot. Die Kugeln gingen durch seine rechte Hand, seine Brust und seinen Hals. Nur knapp verfehlten sie seine Halsschlagader.

Möglicherweise ein "Hate Crime"

Die Polizei hat bislang nicht viele Details zu der Attacke veröffentlicht. FBI-Ermittler Eric Jackson sagte, nun werde untersucht, ob der Täter aus rassistischen Motiven gehandelt habe.

Als "Hate Crime" wird ein Verbrechen bezeichnet, wenn das Opfer wegen seiner Rasse, Hautfarbe, Religionszugehörigkeit, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung, körperlicher oder geistiger Behinderung ausgewählt wurde. Als eindeutiges Indiz für ein "Hate Crime" gilt etwa, wenn der Täter das Opfer mit rassistischen Beleidigungen einschüchtert. Auch Vandalismus oder Graffiti können als "Hate Crime" eingestuft werden, beispielsweise wenn ein Hakenkreuz an eine jüdische Einrichtung gemalt wird.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: