USA:Nach Flugzeugunglück bei Washington mehr als 60 Tote befürchtet

Lesezeit: 3 Min.

Einsatzkräfte neben Trümmerteilen bei der Suche im Potomac. (Foto: Mark Schiefelbein/AP)

Eine Passagiermaschine kollidiert mit einem Armeehubschrauber und stürzt in den Fluss Potomac. Mehr als 60 Menschen waren an Bord. Die Rettungskräfte haben laut US-Medien bereits fast 30 Tote geborgen.

Von Peter Burghardt und Julia Daniel

Bei dem Zusammenstoß zwischen einem Flugzeug und einem Hubschrauber in der US-Hauptstadt Washington sind nach Einschätzung der Behörden alle 67 Passagiere ums Leben gekommen. „Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt“, sagte Feuerwehrchef John Donnelly. US-Medien melden, dass bereits fast 30 Tote geborgen wurden.

Um kurz vor 21 Uhr stieß eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft American Airlines im Landeanflug auf den Ronald Reagan Washington National Airport mit einem Militärhubschrauber zusammen und stürzte in den Potomac River.

Die Bürgermeisterin von Washington, D.C., Muriel Bowser, hielt in der Nacht gemeinsam mit Einsatzkräften und anderen Politikern eine Pressekonferenz am Flughafen. Bowser bestätigte, dass sich an Bord der Maschine 60 Passagiere und vier Crewmitglieder befunden haben. In dem am Unglück beteiligten Hubschrauber seien drei Menschen gewesen.

Die Washington Post berichtet unter Berufung auf den amerikanischen Eiskunstlaufverband, dass sich einige Mitglieder des Verbands an Bord der verunglückten Maschine befunden haben sollen. Es handele sich um Sportler, Trainer und deren Familienangehörige, die auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen seien, dass zusammen mit der US-amerikanischen Meisterschaft im Eiskunstlauf vom 20. Januar bis Sonntag in Wichita stattgefunden habe.

Die Einsatzkräfte arbeiteten unter schwierigen Bedingungen. Es sei dunkel und die Wassertemperatur des Potomac River sei niedrig. Einsatzkräfte beschrieben, dass 300 Menschen von verschiedenen Behörden im Einsatz seien. Erste Notrufe seien um 20.48 Uhr eingegangen. Man gehe davon aus, dass der Einsatz noch viele Stunden andauern werde.

Muriel Bowser, die Bürgermeisterin von Washington, D.C., spricht am Reagan National Airport zu Journalisten. (Foto: TING SHEN/AFP)

Das Flugzeug vom Typ Bombardier CRJ701ER kam aus Wichita im Bundesstaat Kansas und kollidierte mit einem Black-Hawk-Helikopter, in dem Soldaten bei einem Übungsflug unterwegs waren. CNN berichtete vom Dialog eines Fluglotsen mit dem Piloten des Hubschraubers. Ob er die CRJ im Blick habe, fragte er demnach, er solle hinter der CRJ vorbeifliegen. Kurz danach, so der Sender auf seiner Homepage, seien Atemzüge und ein lautes „oooh“ zu hören gewesen, offenbar aus dem Tower.

Der Flughafen wurde gesperrt. Der Ronald Reagan Washington National Airport liegt ganz in der Nähe des Pentagons in Arlington, Virginia, direkt an dem Fluss, der die Hauptstadt von dem benachbarten Bundesstaat trennt, in Sichtweite von Kapitol und Washington Monument.

Flugzeuge fliegen bei Start und Landung jeweils über den Potomac, unmittelbar neben der Hauptstadt. Ein Video, das unter anderem die Washington Post veröffentlichte, zeigt, wie sich zwei hell erleuchtete Objekte im Nachthimmel nähern und über dem Wasser zusammenprallen, zu sehen ist ein gewaltiger Feuerball. Wie es zu der Katastrophe kam, ist unklar. In dem Luftraum sind außer vornehmlich inländischen Flügen wegen der vielen Einrichtungen von Regierung und Armee auch zahlreiche Hubschrauber unterwegs.

Dunkelheit und kaltes Wasser erschweren die Rettungsarbeiten

Er sei „vollständig über den schrecklichen Unfall informiert“ und beobachte die Situation, erklärte US-Präsident Donald Trump in einem ersten Kommentar. „Möge Gott ihre Seelen segnen“, sagte er und bedankte sich „für die unglaubliche Arbeit, die von unseren Ersthelfern geleistet wird“. Einzelheiten werde er bekannt geben, sobald sie verfügbar seien. „Warum ging der Hubschrauber nicht hoch oder runter oder drehte sich?“, fragte er dann später auf Truth Social „Warum hat der Kontrollturm dem Hubschrauber nicht gesagt, was er tun soll, anstatt zu fragen, ob er das Flugzeug gesehen hat? Dies ist eine schlimme Situation, die anscheinend hätte verhindert werden müssen.“

Man setze „alle verfügbaren Ressourcen der US-Küstenwache für Such- und Rettungsmaßnahmen bei diesem schrecklichen Vorfall am DCA ein“, schrieb die neue Heimatschutzministerin Kristi Noem auf X. „Wir beobachten die Situation aktiv und sind bereit, die örtlichen Einsatzkräfte zu unterstützen. Wir beten für die Opfer und die Rettungskräfte“. Senator Marshall erklärte ebenfalls auf X, dies sei „eine niederschmetternde Nachricht, die man nur als einen Albtraum bezeichnen kann“.

American Airlines fliegt die Strecke zwischen dem Reagan National Airport in Washington und dem Dwight D. Eisenhower National Airport in Wichita erst seit einem Jahr. Im Flugportal Flight Aware endet die Aufzeichnung um 20.47 Uhr und 55 Sekunden, als letzte Höhe werden 114 Meter angegeben und eine Geschwindigkeit von 224 Kilometer pro Stunde. Die US Army meldet, dass der Hubschrauber, mit dem der Jet zusammenstieß, in Fort Belvoir in Virginia gestartet sei. Der erst vor Kurzem vereidigte neue Verteidigungsminister Pete Hegseth kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an.

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