Süddeutsche Zeitung

USA:FBI soll im Fall Nassar nicht rechtzeitig eingeschritten sein

265 Mädchen und Frauen soll Larry Nassar in seiner Zeit als Teamarzt des US-Turnverbands missbraucht haben, unter ihnen bekannte Sportlerinnen wie die Olympiasiegerinnen McKayla Maroney und Simone Biles. Nun wird in einem Bericht der New York Times Kritik an der Arbeit des FBI laut. Die Sicherheitsbehörde soll demnach mehr als ein Jahr lang von den Missbrauchsvorwürfen gegen Nassar gewusst haben, bevor der Fall öffentlich wurde.

In dem Beitrag vom Samstag werfen Angehörige der Opfer dem FBI vor, zu zögerlich vorgegangen zu sein und so weitere Übergriffe nicht verhindert zu haben. Im Zeitraum zwischen dem Beginn der Ermittlungen im Juli 2015 und dem Bekanntwerden der Vorwürfe im September 2016 sind nach Recherchen der Zeitung mindestens 40 Mädchen und Frauen von Nassar missbraucht worden.

In einer von der New York Times zitierten Stellungnahme des FBI verurteilt die Behörde den Missbrauch von Kindern scharf. Zugleich heißt es darin, dass die Ermittlungen "Zuständigkeiten überschritten" hätten. Dies könne laut dem Bericht das langsame Tempo der Untersuchung erklären.

Zahlreiche Turnerinnen hatten berichtet, von dem heute 54 Jahre alten Nassar sexuell missbraucht worden zu sein. Der Mediziner war 30 Jahre lang für den US-Verband tätig. In einem ersten Verfahren war er im vergangenen Dezember wegen Besitzes von Kinderpornografie zu 60 Jahren Haft verurteilt worden. Ende Januar folgte ein weiteres Urteil wegen sexueller Übergriffe: Die Richterin verhängte eine Haftstrafe von 175 Jahren, von denen er mindestens 40 Jahre im Gefängnis verbüßen muss. Der komplette Vorstand des US-Turnverbandes erklärte daraufhin seinen Rücktritt.

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