Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Ein Bär, 400 Selfies

Wildtiere sind öffentlichkeitsscheu? Von wegen! In einem Naturpark in Colorado waren die Ranger freudig erstaunt, als sie die Aufnahmen einer Fotofalle sichteten.

Von Titus Arnu

Sind Tiere eitel? Pfauen schlagen angeberisch ihr Rad, manche Papageien schmücken sich mit fremden Federn, und Katzen putzen stundenlang ihr Fell. Menschenaffen, Delfine, Elstern, Elefanten und Schweine erkennen sich selbst im Spiegel. Hunde bellen ihr Spiegelbild an, weil sie glauben, da sei ein Rivale in ihr Revier eingedrungen. So selbstverliebt wie der Mensch aber ist kein Lebewesen auf diesem Planeten. Nach den Statistiken von Google entstehen weltweit durchschnittlich 93 Millionen Selfies pro Tag. Wer soll das alles jemals anschauen?

Wie angenehm, dass es auch zurückhaltende Kreaturen gibt. Wölfe, Luchse, Bären sieht man in freier Wildbahn äußerst selten. Sie sind derart öffentlichkeitsscheu, dass Wildbiologen, um ihr Verhalten zu studieren, versteckte Kameras aufstellen, die per Bewegungsmelder ausgelöst werden. Manchmal ist ein verhuschtes Stück Fell drauf, mit viel Glück ein ganzes Tier, meistens aber nichts. Als Ranger der Open Space and Mountain Parks im US-Bundesstaat Colorado nun eine Wildtierkamera überprüften, entdeckten sie Erstaunliches: "Von den 580 aufgenommenen Fotos waren etwa 400 Bären-Selfies", teilten sie nach Auswertung der Daten mit.

Wie es aussieht, war es immer wieder derselbe Bär, der an der Kamera vorbeikam, sich ihr neugierig näherte und dabei die Fotofalle auslöste. Die Kamera verwendet Infrarotlicht, um die Wildtiere nicht zu stören, verfügt weder über Blitz noch über Instagram-Filter. Es ist unklar, was den Colorado-Bären (nicht verwandt mit den gleichnamigen Gummibären) dazu veranlasst hat, für Hunderte Selfies zu posieren. Die Parkranger sind trotzdem froh, dass sie "diese entzückenden Daten" haben. Und weil Selfies nun mal zwingend auf Social Media gehören, posteten sie eine Reihe bäriger Selfies auf Twitter und Instagram. Probleme mit Body Shaming sind nicht zu erwarten, Bären haben schließlich ein dickes Fell.

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