"Black Lives Matter"-Bewegung:Protest, mal anders

Eine Flugbahn wie eine Faust, gelbe Straßenmarkierungen auf dem Weg zum Weißen Haus und ein Brautpaar auf einem Protestmarsch: Die weltweiten Anti-Rassismus-Demonstrationen nehmen mitunter ungewöhnliche Formen an.

1 / 9
(Foto: AFP)

Rauch, Tränengas, Straßenkämpfe - das sieht man auf einem Teil der Bilder über die Proteste in den USA. Sie zeigen die Eskalation. Schweigemärsche, Schilder, die in die Höhe gestreckt werden und Menschen, die knien, das ist die andere, häufiger zu sehende Seite. Inzwischen ist es zwei Wochen her, dass George Floyd von Polizisten getötet wurde. Seitdem gehen im ganzen Land Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Doch die "Black-Lives-Matter"-Bewegung bewegt nicht nur die USA, auch in Frankreich und Großbritannien rumort es. Die Formen des Protests sind vielfältig - und häufig kreativ.

2 / 9
(Foto: FlightAware)

Wut und Ärger auf die Straße tragen, das ist eine bekannte Form, politisch auf Missstände hinzuweisen. Ein Zeichen gegen Rassismus setzen geht aber auch, wenn man keinen festen Boden unter den Füßen hat. Das hat Demitri Neonakis bewiesen. Neonakis ist Pilot in Kanada. In der vergangenen Woche flog er vom Flughafen Halifax aus eine besondere Runde. Seine Flugbahn, so war es auf Tracking-Websites zu sehen, entsprach einer geballten Faust. Ein symbolischer Akt zur Unerstützung der "Black Lives Matter"-Bewegung. "Der Rassismus ist bei uns auf dem Vormarsch. Er war schon immer da, im Laufe der Geschichte, insbesondere hier in Nordamerika", sagte Neonakis am Freitag dem kanadischen Sender CTV News. Das Radarvideo, das die Flugbahn zeigt, wurde auf der Seite von Flight Aware seit Donnerstag mehr als 58 000 Mal aufgerufen, zahlreiche Medien berichteten. Nachdem Neonakis die Nachrichten über Floyds Tod gesehen habe, habe er seinen Unglauben und eine Reihe weiterer Gefühle Ausdruck verleihen wollen, wie er auf Facebook beschreibt: "Während ich mich dort oben frei bewegte, kamen mir ein paar Mal die Worte von George Floyd in den Sinn - 'Ich kann nicht atmen' - das ist ein krasser Gegensatz."

3 / 9
(Foto: dpa)

Im britischen Bristol haben Demonstrierende im Hafen die Statue von Edward Colston versenkt. Colston lebte im 17. Jahrhundert, er war Kaufmann und Sklavenhändler und soll pro Jahr bis zu 5000 Sklaven verschifft haben lassen. Bevor die Statue am Sonntag zu Fall gebracht und ins Wasser geworfen wurde, bemalten die Demonstrierenden das Gesicht mit roter Farbe. Der Polizei zufolge hatten am Sonntag 10 000 Menschen an den Protesten teilgenommen. Marvin Ress, der Bürgermeister von Bristol, bedauert den Verlust der Colston-Statue nicht. "Als gewählter Politiker kann ich Sachbeschädigung und Unruhen wie diese zwar nicht unterstützen", sagte der Labour-Politiker, der einen jamaikanischen Vater hat, am Montag in einem BBC-Interview. Die Statue eines Sklavenhändlers mitten in der Stadt sei für ihn jedoch niemals etwas anderes als ein "persönlicher Affront" gewesen.

4 / 9
(Foto: dpa)

Dieses, vom Büro der Bürgermeisterin Muriel Bowser zur Verfügung gestellte, Foto zeigt den Schriftzug "Black Lives Matter" in riesigen gelben Buchstaben auf der Straße zwischen dem Washington-Monument und dem Weißen Haus, dem Dienstsitz von Donald Trump. Angebracht haben ihn städtische Angestellte zusammen mit Aktivistinnen und Aktivisten. Die Aktion ist ein Zeichen dafür, dass der District of Columbia die Protestbewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod von George Floyd unterstützt. "Dieser Abschnitt der 16. Straße vor dem Weißen Haus ist jetzt offiziell der Black-Lives-Matter-Platz", twitterte Bowser.

5 / 9
(Foto: Maxar Technologies/Satellitenaufnahme/AFP)

Der Schriftzug von oben, hier auf einer Satellitenaufnahme.

6 / 9
(Foto: AP)

Die eigene Hochzeit feiert man im besten Falle nur einmal im Leben. Die 35-jährige Kerry Anne and der 42-jährige Michael Gordon beschlossen jedoch, ihren besonderen Tag nicht nur dafür zu nutzen, die gegenseitige Liebe zu bekunden, sondern auch noch dafür, um die Protestierenden in Philadelphia zu unterstützen.

7 / 9
(Foto: AP)

"Es war ein sehr starker Moment", sagte die Braut, Kerry Anne, später zu Reportern von ABC News. Sie habe gespürt, dass ihre Teilnahme am Protestzug die Menschen bewegt habe. Und sie haben ihren Ehemann am Hochzeitstag "als einen starken schwarzen Mann" erlebt, der sich als "guter Vertreter dessen, was wir sind" gezeigt habe.

8 / 9
(Foto: imago images/AAP)

In der australischen Stadt Brisbane wurde in der vergangenen Woche eine Nachtwache im Kerzenlicht abgehalten. Damit gedachten die Teinehmenden Hunderten Aborigines, die bisher von der australischen Polizei getötet wurden. Die indigene Bevölkerung des Kontinents leidet immer noch unter dem latenten Rassismus der weißen Bevölkerung, unter anderem werden indigene Jugendliche proportional häufiger inhaftiert als der Rest der australischen Jugendlichen.

9 / 9
(Foto: AFP)

In vielen Städten gibt es inzwischen solche Gedenkstätten: Hier in Seattle wird nicht nur George Floyd, sondern auch den toten und verletzten Personen gedacht, die es inzwischen im Rahmen der Protestn gab. Erst am Sonntagabend war ein Mann mit einem Auto in einen Demonstrationszug in Seattle gefahren und hatte auf Menschen geschossen. Eine Person soll dabei schwer verletzt worden sein, der mutmaßliche Täter befindet sich in Polizeigewahrsam.

© SZ.de/dpa/mpu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: