USA:Auf die Knie!

Ein ungewöhnlicher Heiratsantrag sorgt in den USA für Aufregung. Diskutiert wird die Frage: Was ist erlaubt?

Von Moritz Geier

Daiwon McPherson hätte mit seiner Freundin einfach schön essen gehen können. Er hätte sie dann in einem schicken Lokal fragen können, ob sie ihn heiraten wolle. Ganz klassisch. Aber Daiwon McPherson, 33, aus dem US-Bundesstaat Alabama, ist es gelungen, mit seinem Heiratsantrag einen veritablen Shitstorm auszulösen. Millionen Menschen haben das Video seines ungewöhnlichen Antrags auf Facebook gesehen, und nun streiten sich viele Amerikaner über die Grenzen von Kreativität.

Daiwon McPherson hat sich zwar schon brav auf den Boden gekniet, aber eben nicht vor seiner Freundin Shawna Blackmon, 28, sondern vor zwei bewaffneten Polizisten. "Runter!", brüllen die in dem Video, "runter!", und fuchteln mit ihren Elektroschockern herum. Es sind Bilder, die den Amerikanern zuletzt unangenehm vertraut geworden sind, zu oft haben sie solche Szenen gesehen: ein am Boden kauernder Afroamerikaner vor anscheinend gewaltbereiten, weißen Polizisten. Dann taucht Shawna Blackmon auf, sie geht dazwischen, stellt sich vor ihren Freund und beschwichtigt die Cops. Sie ist aufgewühlt. In dem Moment zieht McPherson einen Ring aus seiner Jacke, und Blackmon schlägt die Hände vors Gesicht.

Die ganze Sache sei doch Balsam für das Image der Polizei, findet ein Sprecher

Sie hat dann Ja gesagt und sich gefreut, das schon, aber trotzdem hat McPherson nun vor allem Ärger mit seiner inszenierten Verhaftung. Bürgermeister Sandy Stimpson kritisiert die Polizisten, die bei dem Spielchen mitmachten. Und in den sozialen Medien rollt eine Lawine der Empörung über McPherson. "Jeden Tag werden schwarze Männer und Frauen erschossen, und du machst aus Polizeigewalt eine Farce, um einen Heiratsantrag zu machen? Wirklich? Mir ist übel", kommentiert eine Frau auf Twitter.

Es gibt aber auch andere Stimmen. Originell sei die Idee gewesen, lustig und unterhaltsam, sagen sie. James Barber zum Beispiel, der lokale Polizeichef, meint, der Antrag habe letztendlich niemandem geschadet und sei nun einmal herrlich ungewöhnlich gewesen. Ein Polizeisprecher findet sogar, die Episode sei Balsam für das Image, zeige sie doch "dass die Polizei eine menschliche Seite hat". McPherson selbst behauptet, er habe Leute zum Nachdenken bringen wollen, über Polizeigewalt etwa. Und das Video bezeuge, wie die Polizei mit der Gemeinde zusammenarbeite für einen guten Zweck. Schön, oder? Trotzdem hat McPherson aber angeblich sogar Todesdrohungen erhalten.

Dass Kreativität auch etwas weniger kontrovers sein kann, hat vor ein paar Jahren übrigens ein Chinese gezeigt. Er ließ 49 Karottenkostüme anfertigen, beantragte bei der Stadt Qingdao die Genehmigung eines Umzugs und brachte 48 Freunde dazu, in den Kostümen mit ihm durch die Straßen zu wackeln. Die Karottenparade endete mit dem Heiratsantrag für seine Freundin. Die Kosten: fast 11 000 Euro.

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