US-Studentin unter Mordverdacht:Staatsanwalt geht gegen Knox-Freispruch in Berufung

Einer der spektakulärsten Prozesse der vergangenen Jahre könnte in eine weitere Runde gehen: Die Staatsanwaltschaft im italienischen Perugia hat Berufung im Fall Amanda Knox eingelegt. Die amerikanische Austauschstudentin war im Oktober vom Vorwurf des Mordes an ihrer britischen Mitbewohnerin freigesprochen worden - doch die Anklagebehörde ist von der Schuld der 24-Jährigen überzeugt.

Er sei noch immer "überzeugt", dass Amanda Knox die Tat begangen habe, gemeinsam mit ihrem Ex-Freund Raffaele Sollecito. Mit diesen Worten hat Staatsanwalt Giovanni Galati in Perugia seinen Antrag begründet, der eine weitere Runde in einem der spektakulärsten Gerichtsverfahren der vergangenen Jahre einläuten könnte. Der Anklagevertreter hat an diesem Dienstag Berufung gegen den Freispruch für die junge Amerikanerin und ihren italienischen Mitbeschuldigten eingelegt.

US-Studentin unter Mordverdacht: Die Staatsanwaltschaft in Perugia ist noch immer von der Schuld Amanda Knox' überzeugt.

Die Staatsanwaltschaft in Perugia ist noch immer von der Schuld Amanda Knox' überzeugt.

(Foto: AFP)

Die Vorwürfe sind indes nicht neu: Den beiden wird angelastet, für den gewaltsamen Tod von Knox' Mitbewohnerin Meredith Kercher im November 2007 mitverantwortlich zu sein. Die 21-jährige Britin war vergewaltigt, mit durchschnittener Kehle und von Messerstichen übersät in der gemeinsamen Wohnung in Perugia aufgefunden worden. Die jungen Frauen waren als Austauschstudentinnen in der umbrischen Stadt.

Rudy Guede, ein gebürtiger Ivorer, wurde 2008 für den Mord an Kercher verurteilt. Auch seine beiden mutmaßliche Mittäter Knox und Sollecito wurden in einem ersten, reinen Indizien-Prozess 2009 schuldig gesprochen und bekamen jeweils Freiheitsstrafen von mehr als 20 Jahren. Das Gericht sah es damals als erwiesen an, dass das Trio die Bluttat unter Einfluss von Drogen und Alkohol begangen hatte.

Staatsanwalt: Urteil beruht auf "vielen Fehlern"

Im Berufungsverfahren zwei Jahre später äußerten unabhängige Experten dann jedoch ernsthafte Zweifel an den DNA-Tests, die in erster Instanz zur Verurteilung von Knox und Sollecito geführt hatten. Im Oktober 2011 wurden die beiden Angeklagten - die stets ihre Unschuld beteuert hatten - spektakulär aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Amanda Knox kehrte nach vier Jahren Haft in Italien umgehend in ihr Heimatland zurück.

Das Urteil aus dem vergangenen Jahres beruhe auf "vielen Fehlern", zeigte sich Staatsanwalt Galati nun überzeugt. Er begründete seinen Berufungsantrag der italienischen Nachrichtenagentur Ansa zufolge in einem 111 Seiten umfassenden Papier. Ob es tatsächlich zu einem erneuten Verfahren gegen Knox und Sollecito kommt, muss jetzt ein Gericht entscheiden. In Italien können Anklage und Verteidigung zweimal Berufung einlegen, bevor ein Urteil endgültig rechtskräftig wird.

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